Osteuropa 2012

Eine Rundreise durch Osteuropa mit zwei Freundinnen

Tag1: Abfahrt

Seit einigen Monaten hatten wir unsere dreiwöchige Osteuropareise geplant. Wir hatten uns die Route überlegt, Reisepässe, Länderführer und Auslandskrankenversicherungen geholt, unser Auto mit Feuerlöscher, Rettungswesen und Warndreiecken ausgestattet und Couchsurfer angefragt. Ursprünglich wollten wir über Polen, die Ukraine und Moldavien zum Schwarzen Meer fahren und dann zurück über Rumänien, Serbien, Bosnien und Ungarn nach Deutschland. Wir hatten die Route etwas abgekürzt. Unsere geplanten Zwischenstationen waren Krakau (Polen), Lviv (Ukraine), Chernivtsi (Ukraine), der Izvorul-See (Rumänien), Brasov (Rumänien), Sibiu (Rumänien), Timisoara (Rumänien), Novi Sad (Serbien) und ev. noch Sarajevo (Bosnien) und der Balaton (Ungarn).
Jetzt war es endlich so weit: Die Reise ging los. Aufgeregt und gespannt trafen wir uns in Dresden um nach Polen aufzubrechen. Von Dresden nahmen wir einen Anhalter, der auch nach Polen wollte mit. Nach einigem hin und her hatten wir es sogar geschafft sein Gepäck so in unser schon recht vollgepacktes Auto zu schlichten, dass wir alle noch einigermaßen bequem sitzen konnten. Über die A4 ging es Richtung Görlitz und weiter nach Breslau. Zwischen Breslau und Kattowitz gab uns plötzlich ein Auto hinter uns wie wild Lichthupe und wir fragten uns ob wohl irgendetwas mit unserem Auto nicht stimmte und hielten auf dem Seitenstreifen an. Aus dem Auto, was nun hinter uns zum ebenfalls zum stehen gekommen war stiegen ein leicht dunkelhäutiger Mann und zwei Kinder aus. Wir kurbelten ihm das Fenster herunter, worauf er mir, ich saß auf dem Rücksitz, erzählte er sei „türkische Mann“ und brauche Geld für Benzin. Er drückte mir eine Visitenkarte und zwei Ringe in die Hand: „Pfand, Pfand, guter Herr!“ Mit Tini und Maria hatte er noch kein Wort gewechselt. Nachdem wir Drei uns verwirrt von dieser skurrilen Situation angeschaut hatten, ergriff Tini das Wort und versuchte ihm klar zu machen, dass wir auch kein Geld übrig hatten. Ich drückte ihm die Ringe wieder in die Hand und wir fuhren schnell weiter. „Was war denn das?“ „Das war doch nicht wirklich ein Türke.“ „Ich hab keine Ahnung, man hält doch wegen so etwas nicht einfach jemand auf der Autobahn an.“ „Der wollte uns doch abziehen, oder?“ „Vielleicht. Keine Ahnung.“ „Echt komisch. Wir müssen da echt mehr aufpassen.“
Nach ein paar Stunden Fahrt kamen wir in Krakau an. Wir suchten eine Weile nach einem Parkplatz nahe der Innenstadt. Mit unserer Couchsurfing Gastgeberin Ksenia trafen wir uns um acht vor der Marienkirche im Zentrum. Wir hatten noch eine Stunde Zeit, in der wir einen ersten Eindruck von der Stadt gewinnen konnten. Die Innenstadt von Krakau besteht aus einigen Plätzen, Kirchen, historischen Gebäuden, Staatuen und Straßen, die mit Geschäften und Bars gepflastert sind. Am Tag laufen Familien, Rentner und Touristen durch die Straßen, am Abend kommen die jungen Leute heraus und sitzen auf dem Platz vor der Kirche. Gelegentlich trifft man Straßenmusiker oder Kleinkünstler die ihre Show auf der Straße machen.
Ksenia kam mit einer japanischen Freundin um uns abzuholen, mit der sie auch die meiste Zeit redete. Das gab uns Zeit darüber nachzudenken wann wir weiterreisen sollten und was wir in Krakau anschauen wollten. Ksenias Wohnung bestand aus einer kleinen Küchenniesche, einem Hochbett und einer Klappcouch. Sie selbst war noch gar nicht eingezogen, weil die Wohunung erst neu und noch kein Internet angeschossen war. So stellten wir die Sachen ab, teilten die Betten auf und gingen mit den beiden Mädchen in die Innenstadt. Sie zeigten und einen Baguettestand, in dem es „die besten“ Baguetts Krakaus gab. Danach tranken wir ein Ingwerbier in einem Biergarten und unterhielten uns mit den Beiden. Ksenia stammte ursprünglich aus Moskau und arbeitete seit einem Jahr als Übersetzerin hier in Krakau, ihre Freundin arbeitete in Düsseldorf und war auch zu Besuch hier. Auf dem Heimweg gab Ksenia uns noch ein paar Empfehlungen, was man sich in Krakau so ansehen konnte.

 

Tag 2: Krakau

Nachdem wir uns im nahe gelegenen Supermarkt mit Brötchen und Käse eingedeckt und das Auto vor die Wohnung umgeparkt hatten, gingen wir ins jüdische Viertel von Krakau - Kazimierz. Es ist nach König Kasimir dem Großen benannt. Früher war es eine selbstständige Stadt, die zum Großen Teil von Juden bewohnt wurde. Jetzt ist ein beliebtes Kneipenviertel mit alternativen Flair, engen Straßen, Kneipen und ein paar Synagogen. Es wohnen kaum noch jüdische Menschen hier, sondern eher Künstler. Wir gingen durch eine der Straßen vorbei an netten Kneipen, Cafés und Läden. An einem jüdischen Buchladen machten wir kurz Halt. Neben dem laden war eine Synagoge - Ein schlichtes Altbaugebäude mit Davidssternen neben dem Eingang. Wir liefen weiter durch die Straßen und schauten uns ein bisschen Streetart an, was man her an jeder Ecke sah. Bald kamen wir auf die Jewisch Square ein Platz an dem einige Restaurants und eine Synagoge ist. Wir schauten uns die Synagoge und den dazu gehörigen Friedhof an. Die Synagoge war gerade im Umbau und ausser einem Gerüst sah man innen nicht gerade viel. Der Friedhof war interessant. Auf den schlichten Grabsteinen liegen gewöhnliche Straßensteine, die die Angehörigen dort platzieren um den Toten zu gedenken. Dann liefen wir noch etwas durch die Innenstadt. Am Abend waren wir auf eine großen Platz vor einer Kirche, auf dem einige Leute Straßenmusik und Feuershows machten.

 

Tag 3: Das erste Mal zelten

Früh um 7 standen wir auf und packten unsere Sachen. Wir deckten uns im Supermarkt mit Brötchen, Käse, Instantnudeln und Getränken ein und machten uns auf den Weg in Richtung Ukraine. Nach einigen Stunden Fahrt erreichen wir die ukrainische Grenze. Die Grenzbeamten schauen kurz in unseren Kofferraum, notierten sich unsere Namen und wir stellten uns an. Am Grenzposten zeigten wir kurz unser Pässe und wurden durchgelassen. Es ging erstaunlich schnell. Bis nach Lviv war die Straße noch recht gut. Wir durchquerten ein paar Wälder und viel flaches Land mit Feldern, Weiden und Büschen.
In Lviv angekommen wurden die Straßen etwas schwerer befahrbar. Die Straßenbahngeleise ragten oft so weit über dem Rest der Straße hervor, dass wir sie großzügig umfahren mussten, um nicht darauf aufzusetzen. Die ukrainischen Autos hatten diese Probleme nicht, da sie im Gegensatz zu uns alle höher gelegt waren. Am Rand der Stadt gab es sehr viele Neubauten, vor denen oft Kiosks waren. Vor uns fuhren kleine, vollgepackte Linienbusse, alte Taxen und andere Autos. Ab und zu wechselten die Gefährte ohne Vorwarnung die Straßenseite oder überholten einen Buss auf dem Mittelstreifen, während Gegenverkehr kam. Zum Stadtzentrum hin gab es mehr Altbauten und hier und da sah man ein Kriegsdenkmal (ein General oder einen Panzer oder so was). Wir suchten uns in eine Seitenstraße einen Parkplatz und liefen ein bisschen durch dien Innenstadt. Die Gehwege waren recht voll mit Menschen da hier viele zu Fuß unterwegs waren. Unser Ziel war es ein Hostel für die Nacht zu finden. Wir fragten bei einem kleinen Hotel nach, was uns aber zu teuer war und entschieden uns etwas aus der Stadt heraus zu fahren, dort zu Zelten und uns morgen einen ganzen Tag für den Stadtbummel zu nehmen.
In einem Produkty (Tante-Emma-Laden) holten wir uns Verpflegung und suchten einen Weg aus der Stadt. Bald hatten wir eine kleine Lichtung am Waldrand nahe einer Siedlung gefunden, die man von der Straße aus kaum sah. Wir packten unser Zelt aus, bauten es neben dem Auto auf und bekamen erstmal einen Schreck wie riesig eas war - das Auto hätte komplett in das Zelt gepasst. Jetzt ging es ans Essen kochen. Dank unserer weitreichenden Campingerfahrungen flog uns die erste Gaskartusche, die wir in den Campingkocher einsetzen wollten erstmal um die Ohren. Also sie explodierte nicht, aber ich wusste nicht wie man sie richtig ansticht und das Gas kam in einer Fontaine heraus. Bei der 2. Kartusche bekamen wir es dann zum Glück hin und konnten endlich unsere lang ersehnten Instantnudeln kochen. Während wir aßen liefen ab und zu Menschengruppen auf einem Weg, der etwas oberhalb von uns zu einer Bushaltestelle führte vorbei. Als es ruhiger wurde gingen wir zu Bett. Wir beten noch für die Nacht und Maria las uns etwas aus einem Buch über ukrainische Anarchisten vor. Plötzlich dachten wir Schritte vor dem Zelt zu hören. Maria hörte auf zu lesen und wir lauschten eine Weile - Stille. Als das noch einige Male so ging schauten wir uns vor dem Zelt um und leuchteten in den Wald - Nichts. Wahrscheinlich war nur jemand auf dem Weg ins Dorf bei uns vorbei gelaufen und hatte geschaut was das los ist oder es war ein Tier - es hatte auf jeden Fall für einen Adrenalinstoß gesorgt.

 

Tag 4: Lviv

Am Tag darauf bauten wir das Zelt ab und fuhren in die Stadt. Wir wanderten durch die Straßen, schauten uns die Orthodoxe Kirche an, gingen auf einen Büchermarkt und aßen in einem Cafe etwas. Dann wurde es auch schon wieder Abend und wir fuhren Richtung Ternopil. Auf der suche nach einem Ort zu Campen, schauten wir erstmal in einem Dorf nach, aber dort fand sich nichts passendes. Letztendlich schlugen wir unser Zelt hinter ein paar Bäumen und Büschen direkt an der Schnellstraße auf.

 

Tag 5: Chernitsi

Am Morgen ging es weiter über holprige Straßen, die mehr aus Schlaglöchern als aus Straße bestanden. Wir kamen zwar nicht sonderlich schnell voran, aber konnten wenigstens etwas von der Landschaft sehen. Einmal versuchten wir eine im Atlas als etwas kleinere Straße eingezeichnete Straße abzufahren, kehrten dann aber bald wieder um, da diese Straße aus Sand und Kies bestand und wir kaum schneller als 10km/h fahren konnten.
An einem kleinen Cafe na der Straße tranken wir einen Kaffee, aßen ein paar Plätzchen und sahen der Verkäuferin beim Müll entsorgen zu - Sie brachte ein paar Mülltüten auf die andere Straßenseite und zündete sie an. Ternopil war eine typische ukrainische Stadt, Altneubaute and Altneubaute. Wir fuhren direkt durch ohne uns länger dort aufzuhalten.
Auf dem weiteren Weg hielten wir nochmal an einem kleinen Cafe an um etwas zu essen. Es hatte einen kleinen, recht einfachen Gastraum und eine Theke an der die Speisekarte hing. Hinter waren einige Lebensmittel in Dosen, Getränke und Snacks aufgestellt. Die Leute waren sehr freundlich, sprachen jedoch kein Wort englisch. Wir zeigten ihnen mittels Gesten, dass wir etwas essen wollten und sie zeigten uns auf der Speisekarte, die natürlich auch in ukrainisch war, was sie noch da hatten. Da wir sowieso nichts verstanden oder lesen konnten, bestellten wir erst einmal „Borschtsch“ - Eine landestypische Gemüsesuppe mit Roten Beeten, die wir schon in Lviv gegessen hatten. Dann zeigten wir auf drei Gerichte auf der Karte und ließen uns überraschen. Es dauerte gar nicht lange und wir bekamen den „Borschtsch“ mit Brot und etws später auch die anderen Gerichte. Sie waren sehr lecker - Schnitzel mit Reis, Krautsalat und irgendwas Breiartiges mit gekochten Hirsekörnern. Weil das alles so lecker war bestellten wir noch etwas auf gut Glück und bekamen Schweinerippchen. Wir waren sehr zufrieden und gesättigt als wir weiterfuhren.
Unser nächstes Ziel war Chernivsti, kurz vor der Grenze nach Rumänien. Wir hielten vor dem Bahnhof an und schauten uns dort um. Es war ein trüber aber nicht regnerischer Tag. Es gab ein paar alte Häuser und ein paar Straßenhunde zu sehen. Auf der Straße war kaum jemand unterwegs. Als wir weiter fuhren, kamen wir erst ins Stadtzentrum, was um einiges interessanter war als das Viertel um den Bahnhof herum. Alles war hügelig und die Straßen zwischen den Altbauten waren voller Autos, Fußgänger und Fahrradfahrer. Dunkle Wolken hingen über uns, was die Stadt noch überfüllter und enger wirken ließ. Leider hatten wir keine Zeit mehr uns Chernisti näher anzuschauen, weil wir noch einen Platz zum zelten finden wollten und es schon bald Abend wurde.
So fuhren wir weiter in Richtung Grenze und schauten uns nach Campingmöglichkeiten um. Es begann zu regnen. Bei regen das Zelt aufzuschlagen war sinnlos, also fuhren wir gleich bis zur Grenze. Auf der ukrainischen Seite ging es ganz gut voran. Wir waren schnell am Schalter, zeigten die Pässe, Tini musste nochmal mit den Fahrzeugpapieren ins Grenzhäuschen, wurde eine Weile ignoriert und dann durfte wir passieren. Auf der rumänischen Seite war eine lange Schlange - Wir standen über zwei Stunden an. Es war bereits stockfinster geworden als wir ins Land fuhren. Wenigstens waren die Straßen hier wieder gut befahrbar. Es nieselte noch etwas. Wir fuhren ein wenig ins Land und parkten nahe eines Restaurants, das geschlossen hatte. Wir holten die Schlafsäcke und Kissen aus dem Kofferraum und machten es uns, soweit das möglich war, im Auto bequem. Tini und ich schliefen auf den herunter gestellten Vordersitzen, Maria war auf der Rückbank eingequetscht.

 

Tag 6: Der See

Früh am morgen brachen wir nach einer unruhigen Nacht wieder auf. Ich hatte als einziger verhältnismäßig gut geschlafen, weil der Autositz weicher war als die Isomatte im Zelt. Die Mädchen hatten kaum ein Auge zugemacht. Wir wischten noch das Kondenswasser, was sich innen an den Scheiben gebildet hatte ab und fuhren weiter. Im nächsten großen Ort aßen wir in einer Kantine Frühstück. Wir blieben nicht in der Stadt, weil wir etwas vom Land sehen wollten. Wir waren am Rand der Karpaten und sahen schon hier und da am Horizont ein paar Berge hervorragen. Wir machten in einem Dörfchen halt um dort etwas herum zu schauen. Es war wahrscheinlich ein Vorzeigedorf für Touristen, da es auf der Karte eingezeichnet war und uns dort auch alles sehr ordentlich und gepflegt vorkam. Dann schauten wir uns noch eines der ältesten Klöster der Gegend an. Es bestand aus einer pompösen Kathedrale und einem schlichten Wohnkomplex, der eher an eine Jugendherberge erinnerte. Wir chillten noch etwas auf einer Wiese vor dem Kloster und schauten einer Kuh zu wie sie die Straße entlang in den Klostereingang lief, weil es dort wohl gutes Gras gab.
Wir fuhren weiter Richtung Berge. Bald erstreckte sich ein wunderschöner Bergsee vor uns an dem wir eine Weile entlangfuhren bis wir in einem Campingplatz am See einbogen. Es stand zwar etwas von Camping am Schild, aber es gab nur einige Bungalows, ein Hotel, ein Restaurant und ein paar bewohnbare Boote. Wir fragten ob wir unser Zelt aufstellen dürften und bekamen eine kleine Wiese vor dem Hotel dafür zugewiesen. Dann aßen wir erstmal im Restaurant etwas. Ich zeigte wie immer auf irgendetwas was ich nicht lesen konnten und sich dann als Kartoffelpuffer mit Fleisch, Käse und Sahne entpuppte, die Mädchen aßen Nudeln. Unser Zelt stand an einem Hang, der zum Wasser hinab führte. Unten lagen Hausboote und ein Hotelboot am Dock. Auf dem Gelände gab es eine Gruppe von vier Straßenhunden, mit denen wir uns schnell anfreundeten. Sie waren die ganze Zeit mit bei uns am Zelt. In der Ukraine hatten wir eine Wassermelone gekauft, die wir jetzt endlich anschnitten. Sie war sehr lecker. Als es dunkel wurde sammelten wir etwas Holz und Papier, machten ein Feuer. Eine Hälfte der Melone war noch übrig geblieben. Wir füllten die mit Wodka und unterhielten uns bei einer leckeren Wodkamelone am Feuer. Von dem Hotelboot, was wohl auf eine Partylocation war, erklang 90er Jahre Musik. In der Nacht wurden wir von den Hunden bewacht und hatte einen sehr angenehmen Schlaf.

Tag 7: Der Bauernhof

Am morgen war es bewölkt und wir fanden zwischen den Booten auch keinen guten Platz zum baden. Wir nahmen für die Weiterfahrt eine kleine Straße, die mitten durch die Karpaten führte. Wir schlängelten uns durch ein waldiges Gebiet an einem Fluss entlang immer höher in die Berge. An einer Parkmöglichkeit, an der ein paar einheimische Honig verkauften, machten wir Stopp und liefen einen kleinen Bergweg hinein. Mitten auf dem Weg stand eine Kuhherde, die uns höflich Platz machte als wir hindurch gingen. Bald kehrten wir um und fuhren weiter. Jetzt ging die Straße zwischen hohen Felswänden, die sich links und recht von uns erstreckten, hindurch. Ab und zu gab es kleine Parkbuchten in denen ein paar Autos Leute, die Photos machten standen. Wir fuhren langsam die Serbentinen hoch - Schnell konnte man hier sowieso nicht fahren. Es war ein herrlicher Ausblick. Die schroffen Felswände, die einige hundert Meter in die höhe ragten waren echt beeindruckend.
Irgendwann kamen wir nach und nach wieder in flacheres Gelände. Langsam wurde es dunkel und wir machten uns auf die Suche nach einem Platz zum Zelten. Wir fuhren durch ein Dorf und ab und zu von der Straße in Richtung Wald um einen etwas entlegene Ecke zu finden - leider vergeblich. So entschlossen wir uns dazu einen auf der Karte vermerkten Campingplatz anzusteuern. Als wir nach einer kurzen, aber holprigen fahrt über eine Schotterstraße ankamen, war dort gerade eine Hochzeit und die Betreiber des Platzes wollten nicht, dass wir dort campten. Es war auch wieder kaum Platz um ein Zelt aufzustellen, weil der so genannte Campingplatz eine Pension mit einer kleinen Wiese davor war. Wir hatten noch etwa eine Stunde bis zum Sonnenuntergang. Was jetzt? Hinter uns lag eine Ortschaft und Schnellstraße - Vor uns ein Landschaftsschutzgebiet in dem Campen ausdrücklich verboten war. Kurz vor der Pension hatten wir eine Weggabelung gesehen, die in Richtung eines Bauernhofes führte und der wir nun aus Mangel an Alternativen folgten. Vor dem Hof war ein kleines Gartenhäuschen mit Veranda, auf der eine Familie saß. Vor der Veranda spielten zwei Kinder. Wir gingen hin und fragten sie ob wir vor ihrem Häuschen unser Zelt aufschlagen dürften. Sie waren anfangs skeptisch, willigten dann aber ein. Glücklicherweise sprach einer von Ihnen Englisch. So konnten wir uns etwas verständigen. „Jozef“ hatte eine Cousine mit einem amerikanischen Ehemann, die einige Wochen zuvor zu Besuch gekommen waren. Ihm gehörte der Hof. Sein Bruder „Sergej“ verstand wohl auch einiges, aber sprach kaum englisch. Die Familie war ungarischer Abstammung, lebte jedoch schon einige Generationen in Rumänien. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut und ein bisschen über unsere weitere Reise geredet hatten, kam Sergej mit einer gefüllten Plastikflasche und einem Schnapsglas zu uns und bot uns und bot uns selbst gebrannten Blaubeerschnaps an, in dem sich unten noch die Blaubeeren befanden - sehr lecker. Er fragte ob wir Kaffee wollten und bat uns zu ihnen rüber auf die Veranda zu kommen. Die Frau und die Kinder waren inzwischen gegangen. Wir bekamen Bier und Schnaps angeboten, erzählten von unserer bisherigen Reise und sie von sich - Jozef übersetzte. Nach einer Weile verließ er uns. Sergej blieb. Er hatte wohl etwas Angst, dass wir etwas klauen oder kaputt machen könnten. Vielleicht wollte er aber auch nur aufpassen, dass uns nichts passiert. Auf jeden Fall freute er sich über den fernen Besuch er bot uns noch mehr von seinem Schnaps an und wir unterhielten uns mit Händen und Füßen mit ihm und lobten immer wieder seinen Schnaps. Er freute sich, dass wir ihn mochten und als die Flasche alle war nahm er uns mit seinem Jeep mit, mitten in den Wald, wo auf einer Lichtung einsam ein kleiner Wohnwagen stand. Um uns herum war nichts als Wald. Ein Sternenmeer, wie ich es lange nicht mehr gesehen hatte, breitete sich vor unseren Augen aus und wir mussten einfach ein Stück in den Himmel starren und das Firmament über uns bewundern. Dann bat uns Sergej in seinen Wohnanhänger und bot uns Pflaumenschnaps an. Trotz dass wir uns kaum verständigen konnten, war es ein herzliches miteinander und als wir wieder in unserem Zelt lagen, fielen wir zufrieden über die wunderbare Wendung und den schönen Abend in unsere Schlafsäcke.

 

Tag 8: Brasov (Kronstadt)

Am nächsten Morgen machten Tini und Maria eine kleine Wanderung durch den nahe gelegenen Wald. Ich blieb am Zelt, genoss die Ruhe und betete ein Bisschen. Als die beiden Mädchen zurück waren, fragte und Sergej ob wir noch einen Kaffee mit ihm trinken wollten, was wir natürlich nicht ablehnten. Als wir auf der Veranda saßen, brachte er uns Ziegenkäse, Speck, Eier, Milch, Brot, Tomaten, Wurst und Paprikaaufstrich, alles aus eigener Produktion - es war superlecker und wir wussten gar nicht so recht wie uns geschieht oder wie wir ihm dafür danken konnten. Nach so viel Gastfreundschaft fiel es uns schwer aufzubrechen und Sergej war wohl auch etwas traurig, als wir am späten morgen fuhren.
Bis Brasov waren es noch knapp 30 km. Dort angekommen stellten wir erstmal das Auto ab und leifen durch die Stadt. Brasov hat einen recht kleinen überschaubaren Stadtkern in dem man vieles zu Fuß erreichen kann. Die meisten Häuser haben Giebeldächer und die Fassaden sind häufig unrenoviert belassen, was der Stadt aber einen ganz besonderen Charme gab (m Gegensatz zu den Städten durch die wir zuvor gefahren waren und in denen vieles neu gemacht war). Auf der Hauptfußgängerstraße sind viele Cafés, Boutiquen und andere Shoppingmöglichkeiten - Hier und da sogar Bioläden. Auf einem Hügel neben der Stadt steht in großen Buchstaben, die nachts beleuchtet werden, BRASOV. Für die Menschen hier schienen wir nicht so ganz in Stadtbild zu passen. Wir wurden von den meisten eher skeptisch beäugt. Wir trafen aber außer ein paar Bikern, die wohl ebenfalls nur zu Besuch hier waren so gut wie niemanden, der optisch herausstach. Die jungen Männer hatte alle kurze, gestylte Haare und schicke, schwarzweiße Outfits. Die Frauen sahen gepflegt und gesittet aus, hatten mindestens Schulterlange Haar und wenn sie Färbung darin hatten, dann nur natürliche Haarfarbe. Kein Wunder, dass wir hier als Fremde wahrgenommen wurden. Interessant fand ich eine Gedenkstädte, auf der Menschen gedacht wurde, die Während der Wendezeit zwischen 1989 und 1991 bei Aufständen ums Leben kamen. Echt Gottes segen, dass die Wende bei uns friedlich ablief und keiner dafür sein Leben lassen musste.
Am Rand der Stadt geht es etwas bergauf. Man kann sich dort von ein paar Türmen aus, die wohl zum ehemaligen Stadtwall gehören, die Stadt von oben anschauen. Nachdem wir das getan hatten, suchten wir erfolglos nach einem Hostel und checkten schließlich in einer Pension ein. Wir aßen etwas in der Fußgängerzone, holten uns ein Bier und setzten und auf eine Bank am Hügel. Nachdem wir ein bisschen gesessen und die vorbei laufenden Leute beobachtet hatten, gingen Maria und ich zurück zur Pension, während Tini noch etwas blieb. Im Hotel angekommen beschloss ich mir allein noch bisschen die Stadt anzuschauen. Den „Kern“ hatte ich ja nun schon gesehen und ging nun etwas weiter davon weg. Plötzlich hörte ich um die Ecke Musik, das musste ich mir mal näher anschauen. Auf einem Platz, der wohl auch als Stadion genutzt wurde, jedenfalls war auf einer Seite davon eine Tribüne, stand ein riesiges Bierzelt. Davor war ein Markt. Über dem Eingang zum Feststellt stand „Oktoberfest“. Ich hatte zwar keine Zeit mehr rein zu gehen, weil wir ausgemacht hatten uns im Hotelzimmer zu treffen. Es war später Nachmittag. Wir hatten eine Weile im Zimmer gechillt und rumänisches Fernsehen und amerikanische Realityshows geschaut. Am Abend fand ich mich mit Tini im Oktoberfestzelt wieder. In der Mitte des Zeltes befand sich eine Bühne, auf der noch keiner war. Davor standen Bierzeltgarnituren an denen Leute saßen, Bratwurst aßen und Bier tranken. An den Rändern des Zeltes wurde Bier ausgeschenkt. Um ein Bier zu bekommen, stellte man sich an kleinen Kassen, die ein paar Meter vor dem Ausschank standen, an, kaufte sich eine Biermarke und ging damit zum Ausschank dahinter um sein Getränk zu erhalten. Wir holten uns ein Bier und stellten uns in Richtung Bühne - Es lief bayrische Volksmusik. Dann ging die Band auf die Bühne - Vier Männer in Lederhosen und zwei Mädchen in Dirndln. Sie spielten deutschen Volksmusik und englische Rock-Schlager. Den Rumänen schien die Musik zu gefallen. Vor der Bühne und auf einigen Tischen wurde getanzt, auf einem Plateau vor der Bühne tanzten Kinder. Zwischen den Liedern bedankte sich die Band mit einem „Dankeschön“ und die Zuschauer erwiderten ein lautstarkes „Biete-schon“. Es war schon eine witzige Situation, zu sehen wie die Rumänen abgingen. Wir blieben noch ein paar Bierchen, freuten uns über den Spaß, den die Leute hatten und feierten mit.

 

Tag 9: Auf in die Berge

Am nächsten morgen fuhren wir in Richtung Sibiu. Wir hatten den ganzen Tag Zeit, weil wir mit unserer Couchsurferin ausgemacht hatten uns nachmittags zu treffen. Kurz vor Sibiu führte ein Abzweig in die Karpaten. Dort fuhren wir ein Stück entlang und fanden uns bald auf einer Serpentinenstraße wieder, die uns schnell immer höher führte. An einem Hotel auf halber Höhe konnte man parken. Wir liefen ein wenig bergeinwärts, wo wir auf einen sehr schönen Gebirgsbach im Wald stießen. Wir kletterten auf den Steinbrocken, die darin lagen herum und fuhren dann die holprige Straße weiter hinauf bis wir am oberen Ende des Wasserfalls des Baches angekommen waren. Hier hatten wir einen herrlichen Ausblick über ein weites Tal. Die Mädchen badeten im Gebirgsbach. Mir war das zu kalt, also kochte ich schonmal unsere Instantnudeln mit Knoblauch, die wir dann an der Klippe aßen. Ab und zu hielten Autos an der Straße und Leute stiegen aus machten ein Foto von sich und dem Berg und fuhren wieder zurück.
Wir fuhren die Serpentinen wieder hinunter und nach Sibiu. Wir waren etwas zu früh und verfuhren uns auch erst einmal. Nach etwas warten trafen wir uns mit Noemi, unserer Couchsurfing-Gastgeberin. Noemi ist aus Sibiu, konnte aber gut deutsch sprechen, weil sie schon einmal ein freiwilliges soziales Jahr in Deutschland gemacht hatte. Sie hatte ein Gästezimmer mit Ausziehcouch und Matratze für uns. Sie musste in die Stadt und nahm uns gleich mit ihrem Auto mit. Sie zeigte uns wie wir in die Innenstadt kamen und ein gutes Restaurant mit rumänischen Spezialitäten, bei dem wir dann gleich aßen. Danach liefen wir durch die Innenstadt. Eine Einkaufstraße endete auf einem großen Platz auf dem Leute saßen und Kinder spielten. Alle Gebäude waren renoviert. Von dort gingen wir unter einer Brücke entlang in die „Unterstadt“, wie Noemi uns später erklärte. Hier gefiel es uns besser. Die Straßen waren enger, die kleinen Häuser noch unrenoviert, auf der Straße spielten Kinder, hier und da war eine Baustelle. Wir machten ein paar Fotos und uns auf den Heimweg.

Tag 10: Sibiu(Hermannstadt)

Am nächsten morgen hatte Noemi Zeit und die Stadt zu zeigen. Wir aßen eine frittierte Teigtasche, die wahlweise mit Schokolade, Käse, Schinken oder Zucker gefüllt war. Wir schauten uns die Stadtmauer, ihre Türme und ein paar Gebäude in der Innenstadt an. Dann kamen wir zu einem deutschsprachigen Gymnasium von wo aus man einen schönen Blick über die Unterstadt hatte. Nach einer Runde durch die Unterstadt musste Noemi weiter und wir gingen in eine Pizzeria um etwas zu essen. Danach gingen wir and den Fluss und chillten dort eine Runde. Wir kauften Nudeln und Gemüse gingen nach Hause und kochten eine Gemüsesuppe mit Nudeln. Danach gingen wir nochmal in die Stadt um etwas zu trinken. Wir fanden eine Hinterhofkneipe bei einem Hostel, die uns sympathisch war. Es war zwar kaum jemand dort, aber es gab gutes Bier und leckere Cocktails.

 

Tag 11: Partymeile

Am nächsten Morgen ging die Fahrt weiter nach Timisoara. Mike, bei dem wir hier Couchsurften traf uns an einem Platz nahe seiner Arbeit und zeigte uns den Weg zu seiner Wohnung. Mike ist groß, kahlköpfig und um die 30 Jahre. Er arbeitete seit 3 Monaten in einer Softwarefirma in Timisoara, stammt aber aus Deutschland. Er hatte eine große Wohnung mit extra Gästezimmer in einem Neubaublock. Nachdem wir unsere Sachen bei ihm abgestellt hatten musste er wieder auf Arbeit und wir gingen auf einen Lebensmittelmarkt, den wir auf dem Weg gesehen hatten. Auf einem marktplatzgroßen Areal waren etwa 100 kleine Stände, die Melonen, Obst Gemüse, Gewürze, Blumen und Handwerkserzeugnisse verkauften. Die Verkäufer waren sehr freundlich. Maria bekam von einer alten Frau, er sie einen Holzlöffel abekauft hatte einen Luftkuss zugeworfen und Tini ein Radieschen geschenkt. Wir liefen noch etwas durch die Stadt und trafen uns mit Mike. Er nahm uns mit in eine Hinterhofkneipe, die mich vom Stil und von den Leuten an eine meiner Stammkneipen in Dresden auf der Lutherstr. erinnerte, nur dass sie sehr viel künstlerischer gestaltet war und man draußen einen Biergarten hatte. Ein etwa 80 Kilo schwerer Hund vom Nachbartisch hatte mich wohl sehr gern und sprang mich häufig fröhlich von der Seite an. Ich hatte Mühe in von mir fern zu halten. Ansonsten war es chillig. Mike musste erstmal zum tanzen und eine Gruppe Rumänen setzte sich zu uns an den Tisch. Sie arbeiteten in einer deutschen Firma und einer von ihnen, Raul, unterhielt sich gleich mit uns. Wir tranken noch ein paar Bier und Schnaps und hatten noch einige nette Unterhaltungen. Später trafen wir uns wieder mit Mike und gingen zur nächsten Kneipe - eine kaum auffindbare Kellerkneipe in der an diesem Abend zwei junge Männer mit Gittarre und Bass Livemusik machten. Es war ein etwa langes Kellergebäude, mit einer Bar an der Seite und der Bühne am Ende. Nach dem Konzert spielte jemand vom Laptop Musik ab. Von Rock bis Dubstep war alles tanzbare vertreten. ACDC, Red Hot Chilli Peppers, The Prodigy, Guano Apes, Gorillaz und noch einiges anderes. Es schien keinen zu interessieren, dass die Musikrichtung nach jedem Lied wechselte - Der ganze Gang war voll mit tanzenden Menschen, die lautstark die Texte der Lieder mitgrölten. Die Atmosphäre war mir sehr sympathisch, ganz anders als auf Parties in Deutschland, die größtenteils aus rumstehen und trinken bestehen und wenn mal ein ganz großartiges Lied kommt tanzt man mal ein Lied lang - hier hatte jeder den ganzen Abend Spaß und wir tanzten noch bis kurz nach 3 mit.

 

Tag 12: Timisoara

Am nächsten Tag hatte Mike leider keine Zeit und wir schauten uns die Stadt allein an. Wir wanderten etwas herum tranken eine Limonade, die aus frisch gepresseten Früchten gemacht war, aßen in einem indischen, veganen Restaurant und schauten uns ein paar Parks an. Am Abend gingen wir nochmal in die Hinterhofkneipe vom Vortag. Als wir recht früh heim kamen hatte Mike gerade Frauenbesuch und es war uns etwas peinlich, weil wir alle drei um ins Bad zu kommen durch das Wohnzimmer mussten, in dem die Beiden einen Film schauten. Aber sie nahmen es ganz gelassen.

 

Tag 13: Serbien

Am nächsten Morgen versuchten wir einen Weg aus der Stadt in Richtung Serbien zu finden. Dank der „wunderbaren“ Beschilderung gelang uns dies dann auch nach über einer Stunde ziellosen Herumfahrens. Der Weg bis zur Grenze war nicht weit und wir kamen auch schnell durch. Vor uns passierten zwei Frauen auf dem Fahrrad. In Serbien war die Landschaft noch flacher und weiter als in den Ländern zuvor. Wir fuhren durch wenige Dörfer, die den Dörfern in Deutschland recht ähnlich waren - nichts besonderes zu sehen. In Novi Sad angekommen holte uns Dusan, bei dem wir hier übernachteten vorm Bahnhof ab. Bei ihm zuhause, einer kleinen Einraumwohnung zeigte er uns serbischen Punkrock und wir zeigten ihm ein paar deutsche Punkbands. Er lernte seit drei Monaten deutsch und sprach so gute er es schon konnte deutsch mit uns. In seinem Zimmer hingen überall kleine Zettel au denen z.B. „Der Tisch“ oder „Die Spüle“ stand. Er lud und ein am nächsten Tag mit aufs „Warrior-Dance-Festival“ von „The Prodigy“ nach Belgrad zu kommen. Dafür hatten wir jedoch leider zu wenig Zeit.
Dann gingen wir in die Stadt und Dusan zum Deutschunterricht. Das Stadtzentrum war nichts besonderes - Ein Platz mit einer Bronzestatue an den Seiten ein paar renovierte Altbauten und eine Kriche. Von dort gingen ein paar breitere Einkaufspassagen und schmale Gassen mit Kneipen ab. Am Anfang einer Straße war eine Bühne aufgebaut auf der verschiedene Leute volkstümliche Musik und Tänze aufführten. Wenn man die Straße weiter ging waren rechts und links Buden, die Honig verkauften - Sie nannten den Markt „Das Honigfestival“. Wir liefen ein wenig herum und schauten in eine der orthodoxen Kirchen hinein. Man sah ganz unterschiedliche Leute hereinkommen. Die meisten gingen langsam und andächtig wirkend vor ein Bild von Jesus und Maria in der Mitte der Kirche, bekreuzigten sich kurz, küssten die Heiligen auf dem Bild und verließen die Kirche wieder. Eine Frau mittleren Alters stand lang in einer der Ecken und weinte, bis der Priester zu ihr ging, mit ihr sprach und ihr irgendeinen Zettel mitgab. Eine alte Frau stand lange Zeit andächtig und voller Liebe in den Augen vor einem der Kreuze, küsste die Bilder davor und berührte sanft das Kreuz mit der Hand. Eine Gruppe Jugendlicher kam herein - Vier Jungs und Vier Mädchen. Zwei der Mädchen kicherten. Sie machten die Kreuzigungsrituale vor den Bildern und berieten sich, wie sich am besten vor den Altar ganz vorn treten könnten. Sie entschieden sich die Mädchen links zu platzieren und die Jungs rechts. Eines der Mädchen stand erst mit auf der Seite der Jungs, wurde dann aber von einem der Jungs auf die andere Seite geschickt. Als sie eine Weile still vor dem Altar gestanden hatten gingen sie wieder und wir auch.
Am Abend trafen wir uns mit Dusan, gingen noch in zwei Kneipen und unterhielten uns.

 

Tag 14: Novi Sad

Am Morgen backte Dusan ein Brot und machte Rührei. Dann überließ er uns den Schlüssel und verabschiedete sich. Von der Stadt hatten wir schon einiges gesehen, also gingen wir zu Burg auf der anderen Seite der Donau. Die Burg war auf einem Hügel direkt am Wasser gelegen, oben gab es ein Museum und einige Handwerksateliers. Man hatte einen schönen Ausblick über die Stadt.
Am Abend aßen wir noch ein Eis und in einer Kantine Abendbrot und setzten und sein wenig zur Honig-Festival-Bühne. Dann trafen wir uns mit Igor und Jellena, einem Ehepaar, dass Maria vor ein paar Jahren auf einem Camp für Romakinder in der Nähe von Novi Sad kennen gelernt hatte. Sie waren sehr nett und wir verstanden uns gleich gut mit ihnen. Natürlich hatten sie und Maria sich viel zu erzählen, aber es war immer eine Atmosphäre bei der wir anderen uns nicht ausgeschlossen fühlten. Sie zeigten uns drei Bars in der Stadt und wir reden viel. Danach fuhren sie uns sogar noch nach Hause, weil wir nicht mehr so genau wussen wie wir zu Dusans Wohnung kommen konnten - Ein sehr schöner Abend.

 

Tag 15: Auto weg

Wir fuhren Richtung Ungarn. Als wir fast aus der Stadt heraus waren sahen wir einen großen Markt am Straßenrand. Wir parkten unser Auto und gingen hinein. Auf dem Markt fand man alles Mögliche: Gebrauchte Autoteile, Trödel, Reifen, Klamotten, Werkzeug, Hund, Hühner, Tauben, Stoffe, Haushaltgegenstände, Elektronik und vieles mehr. Wir aßen an einem Stand „Pyeskavitska“, eine Art Burger, der mindestens viermal so groß war wie ein Normaler und den man sich selbst mit Gemüse, Kraut und Soße nach Wahl belegen konnte. Dann gingen wir zum Auto zurück und es war weg. Wir liefen die Straße, an der wir es geparkt hatten ein paar mal rauf und runter - kein Auto. Jetzt erst sahen wir, dass auf der Straße Parkverbot war. Was sollten wir jetzt tun? Wir sprachen einen Mann an, der aussah wie ein Security des Marktes und kein Wort von dem was wir ihm auf englisch zu erklären versuchten zu verstehen schien. Er reif einen Kollegen an und nachdem wir ihm eine Weile hinterhergelaufen waren, führte er uns endlich zu jemanden der uns aufschreiben konnte wo wir unser Auto finden könnten. Es war abgeschleppt wurden. Wir fuhren mit dem Taxi hin und nachdem wir den Abschleppdienst und die Strafe bezahlt hatten durften wir fahren. Wir verließen ohne nochmals irgendwo anzuhalten das Land und waren froh als wir über die Grenze waren.
In Ungarn suchten wir uns ein Fleckchen Wald nahe der Straße und schlugen unser Zelt auf. Wir kochten ein paar Tütensuppen, genossen noch etwas den Sternenhimmel, spielten „Was bin ich“ und gingen is Bett.

 

Tag 16: Plattensee

Wir fuhren zum Balaton. Es waren keine Touristen mehr da und sowohl der Stran als auch die Straßen in denen wohl jedes zweite Haus eine Ferienwohnung war waren wie ausgestorben. Dennoch war es schwer eine Platz zum Zelten zu finden. Alle Campingplätze waren bereits geschlossen oder viel zu teuer. Ans Wasser kam man auch kaum, weil jedes Hotel oder Ferienhaus sein eigenes gut abgesperrtes Stückchen Balaton hatte. Sogar um umbebaute Waldstückchen, Brachland oder Wiesen mit einer Bank darauf waren hohe Zäune und weder Zelt- noch Parkmöglichkeiten. Nachdem wir recht genervt fast die Hoffnung aufgegeben hatten fanden wir einen Parkplatz vor einem Seebad an dem auch ein Stück Wiese angrenzte. Dass man uns hier sah war uns dann auch egal - Wir hatten einen Platz für die Nacht. Die Tür des Bades war offen, sodass man zum Strand gehen konnte. Es waren kaum Leute dort. Die Mädchen gingen gleich baden, ich blieb am Strand um zu chillen und zu schreiben. Wir setzten uns mit unserem Gaskocher an den Strand und machten mal wieder unsere Nudeln.
Am Abend gingen wir ins Dorf und fanden ein kleines Restaurant in dem wir eine Flasche Wein tranken und eine Kleinigkeit aßen - Maria einen Salat, Tini ein Dessert und ich eine Suppe. Als wir zurück gekommen waren, war das Wetter noch so mild, dass wir uns entschieden im Freien zu schlafen. Tini und ich machten es uns auf einer Wiese nahe dem Strand bequem, Maria schlief im Auto.

Tag 17: Tini’s Verwandte

Den nächsten Tag verbrachten wir mit baden und chillen. Ich saß fast den ganzen Tag auf der Bank uns schrieb, während die Mädchen öfters als ich im Wasser waren und sich dazwischen auf der Wiese sonnten. Gegen Abend fuhren wir zu Verwandten von Tini, die in einem Nahe gelegenen Dorf wohnen. Tini klingelte und nach einer Weile kam eine etwas 50jährige Frau - Schuscha - und ein großer verspielter Hund zum Tor. Schuscha bat uns herein und rief ihren Mann Michael an, der auch bald von der Arbeit zurück kam. Die beiden haben ein Einfamilienhaus. Im Erdgeschoss wohnen sie und im ersten Stock ihre Tochter Christina mit ihrem Sohn Schorma. Christinas Mann war Fernfahrer und gerade unterwegs.
Michael bat uns an den Tisch und bot uns Wein und Balinka (Obstler) an. Tini war das letzte mal vor 6 Jahren hier gewesen, so hatten sie sich einiges zu erzählen. Tini’s Vater war auch schon öfters hier gewesen so erzählten sie sich einiges über die Familie und tauschten Neuigkeiten aus. Wir aßen gemeinsam Abendbrot bei dem außer uns, Schuscha und Michael auch Christina und Schorma dabei waren. Ein sehr schöner Abend.

 

Tag 18: Der Weinberg

Wir aßen mit Tini’s Verwandten Frühstück und während sie Arbeiten gingen schauten wir uns einen nahe gelegenen Weinberg an. Sie gaben uns so viel essen für den Tag mit, dass wir fast geplatzt währen. Wir nahmen uns den ganzen Tag Zeit über den Berg und durch die Weinhänge zu laufen, Fotos zu schießen und hier und da ein paar Trauben zu naschen und Nüsse vom Weg aufzusammeln.
Michael hat einen kleinen Weinberg am Rand des Dorfes, den wir am Abend mit ihm Christina und Schorma besuchten. Er zeigte uns seine Weinfässer und bot uns seinen selbstgebrauten Wein an.

 

Tag 19: Aufbruch

Nach dem Frühstück brachen wir auf. Michael hatte noch mit uns gefrühstückt musste aber dann nach Österreich zu Verwandten fahren. Als wir etwas später, nachdem wir unsere Sachen gepackt hatten wollten wir unser Auto aus der Garage, in der wie es parken durften holen. Wahrscheinlich hatte Michael versehentlich den Garagenschlüssel mitgenommen. Schuscha war auch schon auf Arbeit. Glücklicherweise war die Grundschule in der sie arbeitete im Ort und wir konnten hin laufen und uns von ihr die Garage aufschließen lassen. 
Wir fuhren durch die Slowakei, in die Tschechische Republik, wo wir im Wald bei Brno unser Zelt aufschlugen und im Dunkeln noch ein paar lustige Fotos mit Langzeitbelichtung machten, bis es zu kalt wurde und wir und in die Schlafsäcke kuscheln mussten.

 

Tag 20: Nach Hause

Wir hatten ein paar Startschwierigkeiten. Zur Sicherheit, dass das Auto nicht irgendwo geklaut wird hatten wir uns eine Kralle besorgt. Weil es in der nacht wohl minusgrade geworden waren, ging die Kralle nun nicht mehr ab und wir waren mitten im Wald, weit und breit keine Städte oder Dörfer. Wir rüttelten eine Weile daran rum und bewegten sie durch ein Stoßgebet letzt endlich zum aufgehen. Die restliche Fahrt lief entspannt und wir waren bald in Dresden angekommen. Es fühlte sich an als währen wir gerade erst weg gefahren.