Äthiopien 2005

Bericht von meinem ersten Missionseinsatz

Vorwort

Gott benutzt einfache Leute - Menschen wie du und ich. Manchmal müssen wir uns nur einfach entscheiden rauszutreten. Manchmal ist es gut neue Dinge zu tun - Dinge von denen man nie gedacht hätte sie jemals zu tun. So einen Schritt habe ich getroffen, als ich mich für die Decipleship Training School, kurz DTS oder in deutsch einfach Jüngerschaftsschule von Jugend mit einer Mission Herrnhut angemeldet habe. Kein grosses prophetisches Reden oder eine Stimme vom Himmel hat mich hierhergeführt. Nein! Gott hat es mir aufs Herz gelegt und ich habe die entscheidung getroffen es zu tun auch ohne dass ich mir 100% sicher war. Ich wusste nicht was auf mich zukommt, wie das alles werden sollte. Aber schon die dreimonatige Lehrfase, war klasse. Viel habe ich darüber gelernt, Beziehungen zu knüpfen - zu Gott aber auch zu Menschen. Aber darum soll es hier nicht gehen. Ich versuche hier ein gutes Bild von den zehn Wochen Einsatz abzugeben und möglichst realistisch zu schildern. Ich möchte, dass ihr wisst was bei mir abgeht - Dass ihr seht wie so ein Einsatz aussieht und wieviel man davon lernen kann. Ich möchte euch natürlich nicht überreden, aber auf jeden Fall ermutigen, auch mal bei einem Kurzeinsatz dabei zu sein oder eine DTS zu machen. Für mich war es einfach eine der genialsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe, auch wenn es nicht immer einfach war. Aber jetzt genug davon - Lest selbst was bei mir in diesen 10 Wochen los war.

 

Der Flug

Von Herrnhut ging die Reise los. Der erste Schritt war in der Nacht um drei, nachdem sich die anderen noch ausgiebig von uns verabschiedet und uns ihren Segen gegeben hatten, mit einem Kleinbus loszudüsen. Dieser Teil der Reise war ganz und gar nicht afrikanisch, denn es war eiskalt. Wie froh waren wir, als endlich der Zug kam un wir unser ganzes Gepäck (jeder einen grossen und einen kleinen Rucksack) drinn hatten. Wir mussten ein paar mal umsteigen und kamen dann schliesslich in aller Frühe in Frankfurth am Flughafen an. Dort hatten wir noch ein letztes Treffen mit dem Zentralasienteam, das 10 Minuten vor uns abflog. Nach dem wir endlich eingecheckt hatten gingen wir noch ins Mc Spei und dann ging der Flug. Fliegen ist klasse.
In Kairo hatten wir zwei Stunden Zwischenstop und trafen einen Jungen der halb deutscher und halb Äthiopier war und auch mit uns nach Addis flog. Er lud uns in seine Schule ein. Man merkte in Kairo sehr wie muslimisch Ägypten ist, überall laufen Frauen mit Kopftüchern - föllig in Weiss gekleidet, herum. Auch die Mentalität scheint hier anders zu sein. Die Menschen sitzen die ganze Zeit herum ohne irgendetwas zu tun ausser ab und zu zu reden.
Nach ein paar weiteren Stunden Flug (Wir hatten vor zwölf Stunden das Schloss verlassen), waren wir dan endlich am Ziel unserer Träume:

 

Addis Ababa

Insgesammt eine Woche blieben wir in Addis. Obwohl es die Hauptstadt ist, besteht Addis zum grössten Teil aus vielen kleinen Hütten, die meist bunt angemalt sind. Überall sieht man überfüllte Busse und Taxis, die blau weiss lakiert sind. Viele Leute fahren mit diesen, nicht sehr teuern, Kleinbus-Taxis.
Die Stadt hat eine riesige Ausweitung - ich wundere mich immer wie die Leute sich hier zurechtfinden, denn Verkehrschilder oder Regeln gibt es fast keine und die Strassen, die keine Schlider haben, sehen auch alle sehr ähnlich aus. Es gibt ein paar westliche Kirchen und ein westliches Einkaufszentrum, aber ich finde, das passt einfach nicht in diese lebendige Stadt.
Die Leute hier sind total freundlich und offen, auch wenn sie manchmal leicht aufdringlich sind und oft betteln. Hier gibt es so gut wie keine Kriminalität. Das schlimmste was einem passieren kann ist, dass man bestohlen wird aber sonst ist es sicher. Mich fasziniert hier das Streetlife. Die Strassen sind voller Leute, Jungs, die sich an den Händen halten; alte Frauen mit Holzbündeln auf dem Rücken; Kinder, die herumspringen; Schafherden; Esel, die Holz oder Wasser tragen; Kinder und Ältere, die Taschentücher und Kaugummies auf den Strassen verkaufen wollen. Auch wenn es viel Armut gibt, strahlen die Menschen so eine Lebensfreude aus - Das ist Addis.

 

Unsere Gastfamilie

Die Familie in der wir lebten ist einfach super. Es ist eine christliche Familie, die uns extra ihr Wohnzimmer ausgeräumt hatte, dass wir dort schlafen konnten. Auf dem eingemauerten Grundstück leben auch noch einige andere Familien. Yemaneberhan, der Vater und ein lieber Älterer Mann, erzählte uns etwas über äthiopische Kultur und Lifestyle. Joshua einer seiner Söhne, begleitete uns immer wenn wir mal in die Stadt wollten und will auch mit zu den Hamar gehen. Wir hatten es hier voll gut. Rahel, Yemanes Frau und einige Mädchen, kochten für uns. Das äthiopische Essen ist einfach nur lecker. So eine Gastfreunschaft wie hier hab ich vorher noch nie erlebt. Auf dem Gelände der Familie, waren ausserdem auch noch viele kleine Zimmer, in denen die Sohne und einige Dienstmädchen lebten. Ausser Joshua trafen wir noch seine Brüder Exodus, Israel und Serubabel. Es liefen auch sonst immer viele Leute auf dem Grundstück herum, meistens Freunde von den Jungs. Und, ach so, die siebenjahrige Redait, die irgendwie mit der Familie verwandt ist und in Addis zur Schule geht huschte auch immer noch durch die Kante.

 

Bei den Waisenkindern

Am ersten Tag in Addis mussten wir erst mal unser Jetlack ausschlafen und am 2. und 3. Tag checkten wir dann ein bisschen die Stadt aus. Am Samstag, unserem 4. Tag in Addis besuchten wir ein Projekt, das Compassion Kids heisst. Compassion Kids ist eine Arbeit für Strassenkinder und Weisen. Schon als wir ins Gelände hinein kamen, rannten uns Massen von Kindern im Alter von 5-10 Jahren entgegen, gaben uns die Hand, fragten nach unseren Namen und einige küssten uns sogar. Als der Mann der die Arbeit leitete sie rief, stürmten sie alle wie ein Vogelschwarm in das Gebäude in dem der Gottesdienst stattfinden sollte. Im Gottesdienst stellten wir uns, mit Hilfe einer Puppe, vor und sangen ein paar Lieder mit den Kids. Als wir unser Programm fertig hatten, teilten wir noch Süssigkeiten aus und dann legten sie los. Mit einer Hingabe und Lautstärke, die man sich gar nicht vorstellen kann, sangen uns die ca. 250 Kinder einige ihrer Lieder vor. Sie klatschten dabei und machten Bewegungen - Ich war hin und weg. Als uns ein Mitarbeiter die Texte übersetzte war ich nochmal platter, denn es ging darum, wie Jesus am Kreuz den Teufel besiegt hatte, dass wir in ihm stark sind, keine Angst haben und uns nicht von der Welt verführen lassen. Als die Kinder gingen und sich mit vielen Küssen von uns verabschiedet hatten, erklärte uns der Leiter noch ein wenig was sie so machen. Und wir fuhren wieder heim, unwissend was uns am Nachmittag erwarten würde ...
Und da waren wir - In einem christlichen Weisen und Sterbehaus. Unwissend kamen wir hinein und sahen, was wir nicht erwartet hätten. In einem kleinen Hinterhof waren die Weisenkinder zusammen mit den Kranken. Sie waren dreckig, tropften aus der Nase und wir ekelten uns sie anzufassen. Aber da sie auf uns zugelaufen kamen, mussten wir sie anfassen. Der erste Kontakt war noch etwas eklig, aber mit der Zeit gewönten wir uns daran. Wir hoben sie hoch, wuschen sie, beteten für sie - waren einfach mit ihnen. Viele waren behindert oder psychisch krank. Wir konnten nicht viel tun, weil wir erst einmal das verdauen mussten. Als wir dort fertig waren, trafen wir eine ältere, kleine, englische Missionarin, die uns mit in ein anderes Kinderheim nahm. Dort turnten einige Kinder im hof herum, andere waren in den Schlafräumen, wo ein Bett ans andere gereiht war und zwei schmale Durchgänge dazwischen. Einige Kids konnten sich wahrscheinlich gar nicht bewegen. Sie lagen einfach nur da und lachten uns an. Es gab auch eine Stadion mit Babys und einen Platz wo Mütter mit ihren Kindern waren. Einige hatten entstellte Gesichter oder Tumore. Als wir da druch waren, war das ganze Team mehr oder weniger in Tränen aufgelöst - für einige war es einfach zu viel.

 

Die Fahrt

Mit einem Linienbus machten wir uns von Addis auf nach Schaschamene. Nachdem genug Leute im Bus waren, fuhr er los - einen Fahrplan gab es nicht. Da sassen wir nun in einem vollgepackten Bus, in dem die ganze fahrt lang laut das Radio lief. Mir machte das nicht viel aus, denn ihc genoss die, für mich etwas ungewohnte, äthiopische Musik, die passend yu dem geholper des Busses vor sich hindröhnte. Ausserdem hat die sechsstündige Fahrt sowieso nur 23 Birr gekostet, was umgerechnet ungefähr 2 Euro ist und eigendlich überhaupnichts für diese lange Strecke.
Endlich verliessen wir mal Addis und sahen das Land. Hier sieht das Leben schon ganz anders aus - Weite Steppenlandschaften, einige Bäume, manchmal Menschen, Kühe oder Geier und im Hintergrund einige kleine Berge. Von Städten war hier fast nichts mehr yu sehen. Die meiste Zeit sahen wir einfach nur vereinzelt kleine, durch Holz oder Kakteen abgegrenzte Grundstücke mit Lehmhäusern. Meist rannten dort auch Kühe, Ziegen und Hüner herum. Ab und zu sah man auch mal Grundstücke die ummauert waren, meistens aber nur in den kleinen Dörfern, die wir durchquerten.
Im ganzen und guten hatten wir eine schöne, wenn auch etwas anstrengende Fahrt. Als wir dann endlich in Schaschamene ankamen, fuhren wir mit der Pferdekutsche, dem gebräuchlichsten Taxi in dieser Stadt, zu Takeles Haus und warteten auf die Anderen, die mit dem Jeep gefahren von Addis nach Schaschamene gefahren waren. Als sie da waren zeigte uns Takele unsere Unterkunft:

 

Eine Schule

Schön war es dort - fast wie im Urlaub. Wir wohnten auf dem Gelände einer Kirche. Dort war ausser unseren Gästezimmern und dem Kirchengebäude noch eine Grundschule. Wir konnten eine ganze Woche hier bleiben. Schaschamene ist eine schöne Stadt. Vom Style wie die meisten Städte hier - Kleine Häuschen andeinandergereiht, kleine Schops an den Strassenecken, eingemauerte Grundstücke mit Holz oder Stahltüren. Hier sind schon nur noch die Haupstrassen asphaltiert. Die Restlichen Strassen sind einfach nur aus Erde. Auch hier kann man sich auf den Strassen mit vielen Leuten unterhalten, auch wenn die meisten nicht so gut Englisch sprechen wie in Addis. Oft wird man auch von ihnen angeredet: "You! You! One Birr (So heisst die äthiopische Währung)".
Naja, wenigstens in unserer Unterkunft konnten wir uns klasse entspannen. Das Essen war auch sehr abwechlungsreich. Manchmal kauften wir Früchte - Mangos, Bananen, Ananas, Organgen und Mandarinen. Manchmal kochten wir Nudeln oder Kartoffeln mit Sosse. Manchmal assen wir Brot mit übriggebliebener Sosse oder Tunfisch. Ab und zu waren wir auch mal bei jemandem zum Essen eingeladen und einmal gingen wir auch in ein Restaurant essen. Als die Früchte bei uns rumlagen, hatten wir ein bisschen mit Affen zu kämpfen. Nachdem wir sie einmal gefüttert hatten, was wahrscheinlich keine gute Idee war, versuchten sie ständig etwas zu stibizen und druch wühlten sogar unseren Müll. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich irgendwann mal mit Affen rumärgern müsste. Naja.
Wenn wir nichts zu tun hatten waren einige von uns meist damit beschäftigt in der Grundschule Englisch zu unterrichten. Die ungefähr 200 Kinder liebten uns schon allein wegen unserer anderen Hautfarbe, noch viel mehr aber als Andi und Melissa anfingen sie zu unterrichten. Einmal machte ich auch ein bisschen was mit den Kindern die noch auf ihre Eltern warten mussten. Sie sind sehr aufmerksam. Am letzten Tag an dem wir da waren machten wir alle zusammen für alle Kinder im Hof ein Programm. Wir sagen ein paar Lieder, machten ein Anspiel zum barmherzigen Samariter und liessen uns von ihnen einige Lieder vorsingen. An einem anderen Tag hatte uns sogar eine Lehrerin zum Kaffeetrinken eingeladen. In Äthiopien sieht das Kaffeetrinken so aus: Man kocht mit kleinen Tonkrügen auf glühenden Kohlen oder am offenen Feuer, dass oft auch einfach in der Wohnung steht. Dann trinkt man ihn aus kleinen Porzellan oder Glastassen und lässt sich viel Zeit. Die meisten trinken den Kaffee ohne Milch nur mit Zucker, aber für uns hat sie extra Milch mit reingemacht. Gewöhnlich wird das aufkochen dreimal wiederhohlt, so dass ein Kaffeetrinken drei Druchgänge hat. Wir haben die Zeit in ihrem kleinen Zimmer, das gerade mal für ein Bett Platz hatte, sehr genossen.
Natürlich darf man auch nicht vergessen von den afrikanischen Gemeinden zu erzählen, die wir hier besuchten. Bei der Gemeinde auf deren Grundstück wir wohnten, waren wir einmal mit im Gottesdienst. Der Lobpreis war cool. Forn stand ein Typ mit einem Mikrofon und ein anderer an einem Jamaha-Keyboard. Und so war dann auch die Lobpreismusik - Der Rythmus und die Melodie kam vom Keyboard und klang sehr nach Oldschool Housemusic - Der Mikromann gab der Gemeinde sozusagen vor was zu singen war. Vom Style klang das ganze leicht Fernöstlich. Die ganze Gemeinde stand, sang lautstark mit, jubelte und klatschte. Die Lieder waren sehr lang und intensiv - Fünf bis Zehn Minuten sicher. Ausserdem fand ich gut, dass es wahrscheinlich nicht einfach irgendwelche Lobpreislieder waren, die einfach aus dem Englischen in die Landessprache übersetzt wurden, wie es ja in Deutschland meist ist. Nein, es waren amarische Lieder, die den äthiopischen Musikstil innehatten. Nachdem wir uns vorgestellt und ein paar Lieder gesungen hatten, predigte ein Methodistenpastor aus den Staaten über die Stelle mit dem Fluss in Hesekiel 47. Wir waren auch noch in einer anderen Gemeinde um uns vorzustellen, die vom Style her ähnlich war. Alles in allem, war die Zeit in Schaschamene echt gut.

 

Der LKW

Der Weg weiter in den Süden teilte die Gruppe wieder in zwei Hälften. Die eine war mit dem Jeep unterwegs - die andere mit dem Bus. Der Jeep war nun richtig vollgepackt und im Bus war es wieder wie von Addis nach Schaschamene. Auf dem Weg nach Arba-Minch waren die Strassen schon nicht mehr so gut. Sie waren sandig und hügelig. Ab und zu durchquerten wir auch ein ausgetrocknettes Flussbett. Als wir nach acht Stunden Fahrt endlich in Arba-Minch ankamen, hatten wir unser Reiseziel aber noch nicht erreicht. Wir hatten uns vorgenommen noch am selben Tag Konzo zu erreichen. Nachdem wir auf die Gruppe mit dem Jeep gewartet hatten, war der letzte Bus nach Konzo schon weg. Wir versuchten ihn zwar noch aufzuholen, aber vergeblich. Nun sah es wohl so aus als ob wir in Arba-Minch festsassen - Aber das passte uns nicht! Unser Tagesziel war klar: Konzo. Kurzer Hand fuhren wir mit noch ein paar einheimischen auf der offenen Ladefläche eines LKW mit und fuhlten uns endlich mal nicht mehr wie Touristen, sondern wie echte Missionare. Es war schon später Nachmittag und angenehm kühl. Der Wind Pfiff uns vermischt mit Staub ins Gesicht - Ein tolles Gefühl. Auch wenn die Fahrt fünf Stunden dauerte, wir genossen es. Ab und zu hielten wir an und luden Maissäcke und Getränkekisten auf. Manchmal stiegen auch Leute hinzu. In einem Dorf luden wir so viel Mais auf, dass wir jetzt alle auf den Maissäcken sassen. Dort waren die Einwohner auch nicht mehr so sehr freundlich. Die Kids bettelten uns nach Birr an und einige Männer baggerten unsere Mädchen an. Man sah dort auch einige junge Mädchen, die schwanger waren. Auch wenn uns alle fröhlich lächelnd hinterher wunken, waren wir dennoch irgendwie froh als wir diesen Ort endlich verlassen konnten. Bald wurde es dunkler und wir sahen wie die Leute vor ihren kleinen Lehm oder Holzhütten am Lagerfeuer sassen und Abendbrot assen. Nach und nach wurde es ruhiger und ruhiger. Es wird wohl so gegen halb elf gewesen sein als wir die Anderen in Konzo erreichten und mit ihnen in einer Gemeinde unterkamen.

 

Der letzte Ort

Nun waren wir in der letzten Stadt, in der wir uns vor den Hamar noch länger aufhielten, angekommen. Das erste war wir taten war nicht unbedingt geistlich, aber notwendig: Wir schmissen uns ohne uns grossartig zu waschen oder Umzuziehen, denn wir waren auf der Reise schon sehr dreckig geworden, auf die Betten und schliefen. Das heisst, wir versuchten zu schlafen, denn immer noch begeistert von der Fahrt, hatten wir uns noch viel zu erzählen.
Nachdem wir am ersten Tag noch etwas relaxed hatten, ging am zweiten Tag die Arbeit los. Wir hatten einiges vor. Unser erster Einsatzort war eine Art Krankenhaus, was man wohl mehr als Auffanglager für Kranke Menschen sehen konnte. Ausrüstung schienen sie dort so gut wie keine zur Verfügung zu haben. Wir sangen 2 Lieder und beteten für die Menschen. Da führte uns eine ältere Frau, die anscheinend auch eine Patientin war, in eines der Krankenzimmer. Es war ein kleiner Raum mit nur drei Betten. Nur in einem von ihnen lag eine Frau, die ziehmlich schwach aussah. Als wir genauer hinschauten, sahen wir den Grund wesshalb uns die alte Frau geholt hatte: Ein kleines Baby lag in den Armen der jungen Mutter. Wie wir später erfuhren, war es in der Vorigen Nacht wahrscheinlich 3 Monate zu früh gekommen. Weil an diesem Tag ein Feiertag war, war kein Personal da, dass sich um das Kind oder die Mutter hätte kümmern können. Weil alle glaubten, dass es keine überlebenschance mehr hatte, kümmerten sich die Ärtzte nicht darum. So versuchten wir ihm zu helfen. Wir holten Wärmedecken und warmes Wasser, um das Kleine warm zu halten. Melissa nahm das Kind so nah an ihren Bauch, wie es nur möglich war und wir deckten beide mit einer Wärmedecke und heissen Tüchern zu. Joshua holte Milch - Ingrid Medikamente. Und tatsächlich: Das Kind wurde warm und fing sogar an laute von sich zu geben. Da wir noch ein Treffen mit Jugendleitern hatten, liessen wir Melissa mit dem Kind am Bauch und AnnMarie zurück und gingen zu dem Treffen.
Wieder sangen wir ein paar Lieder und Ingrid stellte unsere Arbeit vor. Diesmal war ich dran eine Predigt zu halten. Gott hatte mir aufs Herz gelegt als Thema "God is doing a new thing (Gott macht etwas Neues)" zu nehmen. Takele hatte unabhängig von mir einen ähnlichen Eindruck bekommen und ergänzte noch etwas. Und tatsächlich: Man merkte, dass auch hier etwas am aufbrechen war, dass der 24-7 Jugendbewegung sehr gleich ist. Wir beteten noch für alle und legten ihnen die Hände auf.
Als wir voller Freude über dass, wovon wir heute ein Teil sein durfte zu den Anderen zurückkamen, ereilte uns eine weniger schöne Nachricht: Das Neugeborene war in Melissas Armen gestorben. Ganz friedlich ohne irgedwelche Anzeichen, war es plötzlich Tod. Melissa war fertig und hatte den ganzen Tag unter Tränen damit zu kämpfen. Wir Anderen besuchten am abend noch eine Gemeinde, die in einem dunklen, mit Kerzen beleuchteten Raum ihren Gottesdienst feierte. Am Anfang kam uns alles ein bisschen komisch vor. Aber nachdem wir unser Programm durch, Takele gepredigt und wir für alle gebetet hatten, spürten wir eine ungeheure Gegenwart des Heiligen Geistes und sahen, dass wir auch in diese Gemeinde einen Segen gebracht hatte, den wir vorher nie erwartet hätten. Sie machten noch Lautstark Lobpreis mit Trommelbegleitung unter freiem Nachthimmel. Wieder sang jeder mit und auch wir klinkten uns zumindest in das Klatschen ein. Auch wenn die Menschen hier fast nichts haben, feiern sie Gott in einer Hingabe, wie ich es vorher selten erlebt habe.
Am nächsten Tag war relaxen angesagt und Kuzee, der Pastor auf dessen Gemeindegrundstück wir wohnten, zeigte uns noch die Stadt. Bald hatten wir uns durch enge, mit Holzzäunen umgebene Gassen, vorbei an Kindern, Eseln und Rindern bis zu seinem Grundstück vorgekämpft. Unterwegs wurde die Schar von Kindern, die uns umringte immer grösser. Das Grundstück seiner Familie war wie ein kleines Dorf. Einige runde Lehmhütten standen herum, Ziegen liefen uns über den Weg und Kinder lachten uns an. Kuzee zeigte uns die Häuser in denen er als Kind gewohnt hatte und dass Haus in dem er geboren wurde. Es war extra für Geburten gebaut und war wärmer als die anderen Häuser. Am Rest des Tages hatten wir viel Zeit für uns.
Der nächste Tag war Einsatz. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf und besuchten zwei unterschiedliche Gemeinden. Die Gruppe in der ich war, bestand aus Susi, Melissa, Sonja, Takele und mir. Wir fuhren durch eine ziehmlich hügelige Landschaft. Die enge, steinige Strasse ging mal steil bergauf und mal durch ausgetrocknette Flussbetten. Meistens war an den Stellen der höchsten Steigung auch noch eine scharfe Kurfe. Als wir diese Fahrt geschafft hatten, hielten wir vor einem Blechschuppen an. Ungefähr einen Kilometer liefen wir noch in das Dorf auf dem Berg, in dem wir dienen sollten. Wieder sahen wir die üblichen, strohbedeckten, Lehmhütten in denen 5-10 Menschen zusammen lebten. Und da war auch schon die Kirche - Eine Art Holzscheune mit einem flachen Blechdach. Das Gebäude war aus dünnen Bäumen gebaut und man konnte einfach von aussen nach innen sehen. Ungefähr dreihundert Leute feierten innen ihren Gottesdienst und warteten schon auf uns. Die Kinder hatten schon vorher ihren Gottesdienst gefeiert und konnten nur von aussen zuschauen, da innen zu wenig Platz war. Nach einer kurzen Predigt und einigen Lobpreisliedern war die Zeit unser. Sonja stellte unsere Arbeit vor und wir sangen ein paar Lieder. Danach machten wir ein Anspiel, dass wir am Tag zuvor geprobt hatten. Im Anspiel ging es um einen Stuhl, auf dem "Don't touch (Nicht anfassen)" stand. Jemand beachtete die Warnung nicht, setzte sich darauf und bleib kleben. Kraft, Alkohol und Meditation konnten nicht helfen, aber das Gebet eines Christen. Auf der Rückseite des Schildes "Don't touch" stand "Sin (Sünde)". Nach diesem Anspiel gab Melissa noch Zeugnis was in eine Predigt überging, ich ergänzte noch etwas und wir beteten für die Kranken. Nach unserem Part kamen noch drei Predigten und zweimal Lobpreis. Nach Zirka drei Stunden war der Godi zu Ende und wir waren noch beim Pastor eingeladen. Er bot uns Kekse und superleckere Papajas an. Wieder daheim berichteten uns die Anderen, was sie erlebt hatten. "Wir hielten mitten im Nirgendwo an und liefen mitten durch ein Feld.", berichteten sie, "Da tauchte plötzlich ein Gebäude in dem ungefähr 500 Leute Platz fanden auf." Anscheinend lief es bei ihnen ähnlich wie bei uns und dauerte auch ziehmlich lange. Anschliessend war noch eine Hochzeit.
So ging die Zeit in Konzo zu Ende und wir waren schon ganz gespannt auf die Weiterreise nach Turmi.

 

Endlich im Dorf

Und wieder teilten wir die Gruppe in eine Jeep und eine Truckgruppe auf. Auch wenn die Sonne runter krachte, war die Fahrt mit dem Truck ganz angenehm. Die Jeepgruppe hatte sich verfahren und wr nun satt nach Turmi nach Jinkah unterwegs. Zum Glück redeten sie in einem Dorf mit einem Jungen, der gut Englisch sprach und fanden es noch heraus.
Die Landschaft war herrlich. Am Anfang waren wir noch in einer zirka 1000 bis 1500 Meter hohen Berglandschaft und fuhren dann allmählich runter ins Thal. Trotz der Dürre, die hier herrscht, ist die Landschaft ein, wenn auch mattes, Farbspektakel. So vile verschiedene Erdfarben sind hier aneinander gekleckst - Rote Erde, Helbraune Erde, Dunkelbraune Erde, turkiser und gelber Sand, weisse, graue und schwarze Felsen und das matte grün der Sträucher. Die kleinen Hügel dieser Steppenlandschaft sind übersäht mit dürren Sträuchern, Dornen und alleinstehenden Bäumen, an denen die Einheimischen oft Vogelnester anbringen und abbrennen wenn genug Vögel drin sind. So haben sie ein gutes Essen.
Am späten Nachmittag kamen wir in Turmi an und suchten eine Bleibe, während die Jeepgruppe in einem Flussbett feststeckte. Umringt von ungefähr dreissig Hamar versuchten die drei Mädels und Joshua sich aus dem Sand zu arbeiten. Mit viel Gebet und der Hilfe der Hamar, hatten sie es schliesslich nach über einer Stunde geschafft sich zu befreien. Als sie am Abend in Turmi ankamen, hatten wir schon auf sie gewartet und waren überglücklich sie zu sehen. Takele hatte inzwischen ein Gemeindegrundstück gefunden anf dem wir für eine Nacht unsere Zelte aufstellen durften.
Das winzige Turmi ist das Handelszentrum der Hamar und der letzte Zwischenstop für Touristen, die in den Omo-Nationalpark wollen. Wir hatten viele Möglichkeiten mit Touristen aus Australien, Deutschland und Israel zu reden. Viele steckten hier fest, weil sie nach Kenia wollten und dort gerade Kämpfe waren. Auch vom Essen und trinken sieht es hier gut aus - es gibt sogar Kartoffeln und Spagetti. Anders als wir erwartet hatten, waren die Menschen hier sehr freundlich. Auch wenn wir in der Nacht einen kurzen, stacheligen und auch feuchten Schlaf hatten, denn es hatte geregnet, genossen wir die Zeit.

 

Im Süden

Nun waren wir bereit für den letzten Schritt. Das heisst so richtig bereit waren wir nicht, denn die Stimmung war ziehmlich down. Aber dennoch fuhren wir wieder in zwei Gruppen los. Es dauerte ziehmlich lang bis die erste Gruppe zurückkam. So hatten wir noch ein bisschen Zeit im Kaffe des Ortes herumzuhängen und mit Leuten zu quatschen. Eines der Mädels mit denen ich dort rumblödelte und versuchte mich zu unterhalten, was wegen mangelnder Englischkenntnisse ihrerseits und mangelnder Amarekkenntisse meinerseits schlecht möglich war, schenkte mir sogar einen Armreif. Und da kamen auch schon die Anderen. Erst fuhren wir ein Stückchen die Hauptstrasse entlang, die aus einem sandigen Pfad, auf den ungefähr zwei LKWs nebeneinander Platz hatten, bestand. Danach bogen wir mitten in den Busch ab und fuhren noch ein Stück auf einem schmalen Weg entlang. Da war der Platz für unsere Zelte auch schon - Zwei Hütten, ein Baum, zweit Feuerstellen. Die Anderen hatten die Zelte schon aufgestellt und wir lernten gleich mal Halima, die Häuplingsfrau, und unseren Wächter Garbo kennen. Als wir dann endlich alles eingerichtet hatten, beschlossen wir zum Essen zurück nach Trumi zu fahren und noch mal richtig reinzuhauen. Josh, Takele und ich teilten uns zwei Platten Inchera it scharfer, roter Sosse. Das hat reingehauen! Als wir zurückkamen gingne wir in das eigendliche Dorf, dass ungefähr 500 Meter von unserem Lagerplatz entfernt war.

 

Die Hochzeit

Wie Takele uns erzählte, wurde an diesem Tag ein Mädchen, das er gut kannte, verheiratet. Wir kamen in das kleine Dorf, das aus einem Gatter mit Ziegen in der mitte und ungefähr zehn der Runden Holzhütten mit Strohdächern bestand. Nachdem wir einige Leute begrüsst hatten, schauten wir uns noch ein bisschen um. Die ungefähr ziebzehnjährige Braut war von gleichaltrigen Mädchen umringt, die für sie sangen. Takele erklährte uns, dass irgendwann in der Nacht ihr Mann, der in einem anderen Dorf wohnt, kommen würde um sie abzuholen. Danach ist es hier Brauch die Ehefrau für ein halbes Jahr in eine Hütte zu sperren, sodass sie keinen Mann sehen darf. Danach sind sie verheiratet. Schon die Vorstellung so lange isoliert zu sein schockte mich. Wie schwehr muss das erst für die kontaktfreudigen Afrikaner sein. Die Party ging weiter und wir klinkten uns in das klatschen und den Gesang der Mädchen ein. Die Gesänge waren sehr einfach. Ein Mädchen sang kurz irgendetwas vor und alle sangen zusammen eine kurzen Refrain. Beides dauerte höchstens vier Takte an, dann ging es von vorn los. Durch die ständige Wiederholung der Refrain war es nach einigen Minuten auch für uns einfach mitzusingen.
Etwas später fingen die Männer an zu tanzen. Einige von uns waren schon gegangen, sodass nur noch Ingrid, Melissa, Josh, Takele und ich da waren. Den Tanz der Männer fand ich lustig. Sie sangen und klatschten. Einige von ihnen gingen in die Mitte des Kreises, den sie gebildet hatten und sprangen. Immer wenn die anderen klatschten kamen sie mit ihren Füssen vom Sprung auf. Takele machte auch ein Bisschen mit. Wenn die Musik stoppte, gingen sie vor ein Mädchen, die auf der anderen Kreisseite standen und bewegten ihr Becken in ihre Richtung. Das war wohl eine Art Parungstanz. Ich fand die Handlung im Tanz nicht schlecht. Diese Art zu tanzen, war nicht versaut, denn die Jungs kamen den Mädchen nicht zu nahe. Nur Einer, Takele sagte uns später, dass er wahrscheinlich öfter nach Turmi geht und westlich-negativen Einfuss bekamm, war ein bisschen blöd drauf. Immer wenn eine Tanzrunde zu Ende war, lief er auf Melissa zu, stellte sich ohne einen Zentimeter Abstand vor sie, hielt sie fest un drückte sein bestes Stück so weit in ihres, dass sie in einer Art gebückten Haltung auf ihm drauflag. Ich weiss nicht wie sie sich gefühlt hat, aber selbst ich fand es einfach nur eklig. Als ich versuchte mit den anderen Männern zu springen, wurde ich oft rausgeschmissen, zumindest dachte ich es. Als ich schon ganz verwirrt war, was ich falsch gemacht hatte, erklährte mir Takele erstmal wie dieses Tanzspiel funktioniert. Die unverheirateten Jungs stehen gegenüber von den unverheirateten Mädchen. Dann gibt es zwei Varianten. Entweder kamen die Mädchen auf einen Jungen zugelaufen und machten ihm mit einer Beckenbewegung, die einem Knicks ähnelte, und dem aneinanderreiben ihrer vielen Armreifen klar dass er ihr folgen sollte. Oder die Jungs sprangen zuerst los und die Mädchen machten ihnen durch einen Tritt klar ihnen zu folgen. Danach hüpften die Jungs den Mädchen im Takt hinterher und die Mädchen liefen auf knappem Abstand weg. Es war also eine Art Fangospiel. Der rest der Jungs klatschte und sang weiter. Manchmal fasten die Jungs die Mädchen auch einfach an den Schultern und beide hüpften fröhlich herum. Als ich es dann endlich einigermassen gerafft hatte, waren sie schon wieder fertig.
Wir gingen wieder zurück an den Lagerplatz der restlichen Hochzeitsgäste. Jetzt teilten sich die Gruppen auf - kleine Kinder und Frauen zusammen und die Männer nach Altersgruppen. Sie assen. Nach einiger Zeit gab uns Halimar eine Schale die aus einer Art Kürbis bestand und mit Zigenleder ausgekleidet war. In dieser Schale waren ungefähr 2 Liter Honig mit Waben. Sie machte uns deutlich, dass alles für uns war. Normalerweise war das auch kein Problem, aber wir waren nur noch zu dritt, weil Takele und Joschua schon gegangen waren. Wir schlugen uns wacker. Als Halima mal kurz weg war gaben wir einen halben Liter einer anderen Frau und ihren Kindern, aber den Rest "kippten" wir noch hinter. Ich glaube niemand von uns hatte je so viel puren Honig auf einmal getrunken wie an diesem Tag. Mir tat richtig der Hals weh. Und Melissa und Ingrid war es schlecht und sie nahmen sich vor 2 Tage zu fasten. Aber dennoch war es eine grosse Ehre für uns und es schmeckte auch gut. Später bekamen wir mit, dass in den Honig noch Ochsenblut gemischt war.

 

Der Regen kommt

Kaum lagen wir in unseren Moskitozelten und waren eingenickt, da fing Gott auch schon an die Hamar mit Regen zu segnen und wir flüchteten in unsere regenfesten Zelte, die wir vorsorglich aufgestellt haben. Die ganze Nacht regnete es durch, was für dieses Gebiet sehr untypisch ist, weil es normalerweise nur mal kurz und kräftig schifft. Es war ein sichtlicher Segen. Als es so gegen Mittag endlich aufgehört hatte, gingen die Mädchen zum Brunnen und wuschen sich. Als sie zurück kamen erzählten sie, dass einige alte Männer sie begrüsst hätten und ihnen die Hände gaben wären sie sich nackt wuschen. Manche fanden es lustig, andere waren wohl weniger begeistert.
Am Abend nach dem es wieder geregnet hatte tanzten einige Hamar nochmal für uns. Jetzt konnte ich mich gut integrieren. Ich klatschte mit, sang manchmal mit und tanzte natürlich auch mit. Nachdem man sich etwas eingegroovt hatte, ging es richtig easy und machte spass. Danach erzählten wir noch ein bisschen mit Kilikilla, der Häuptlingstochter. Sie wollte Melissa mit dem jungen Mann verheiraten, der sie am Tag zuvor so toll angesprungen hatte. Takele wollte mich auch gleich überreden ein Hamarmädchen zu heiraten wovon ich allerdings nicht sonderlich begeistert war, auch wenn die Mädchen recht hübsch sind. Aber wahrscheinlich hat er auch nur Spass gemacht. 
Am nächsten Tag gingen wir vier Männer uns waschen. Die Mädels sagten mir schon vorher, dass es mir spass machen würde. Und sie hatten recht. Wir kamen an dem kleinen, eingezäunten Brunnen, der eigentlich nur aus einer Pumpe bestand, an und wuschen erstmal das Auto. Es waren schon ein paar Frauen am Brunnen, die Wasser schöpften. Ich ging nochmal zum kacken in den Busch und kam dann gleich nackt zurück, weil wir uns ja sowieso so waschen wollten. Nun ja, es dauerte dann doch noch ein bisschen bis das Auto gewaschen war und wir die Tonnen mit Wasser gefüllt und an unseren Waschplatz gebracht hatten. Andi war ganz entsetzt, weil ich die ganze Zeit nackt herumlief und darauf wartete, dass wir uns endlich waschen konnten. Aber ich genoss es. Danach wuschen wir uns alle. Es war eine super Erfrischung und machte echt spass. Ich hatte danach gar keine richtige Lust meine Anziehsachen anzuziehen, weil das nackig Herumlaufen bei dieser Hitze einfach viel angenehmer war. Für die Rückfahrt hüpfte ich einfach hinten auf den Jeep - natürlich angezogen.

 

Bita

Am gleichen Abend waren wir noch bei Halima eingeladen. Wie schon gesagt ist sie die Frau von Argama, einem der Ältesten des Dorfes Bita. Das Dorf besteht aus einzelnen Hütten auf den kleinen Hügeln. Manchmal sind sie nur fünfzig manchmal fünfhundert Meter auseinander. Das Dorf erstreckt sich über viele Kilometer rund um den Hügel der Berg Bita heisst. Bis hin zur Strasse und noch darüber hinaus gehörte die ganze Gegend zu Bita.
Als wir Halimas Hütte betraten, war sie gerade mit ihrer Tochter am Korn mahlen. Sie benutzten dazu zwei Steine, eine grossen auf dem Boden und einen kleinen in der Hand. Durch aneinanderreiben der Steine wurde das dazwichenliegende Korn zu Mehl. Für diese Arbeit braucht man ganz schön Kraft, wie unsere Mädchen feststellten als sie es auch mal versuchten. Danach begann die Kaffeezeremonie. Aus einem Pot, der auf dem Feuer stand wurde der Kaffee in die Kürbisgefässe gekippt. Danach bekam jeder von uns eines dieser Trinkbehälter. Der Kaffee schmeckte wie Tee, weil sie hier nur die Hülsen benutzen, nicht die Bohnen. Argama segnette uns noch indem er uns mit Kaffee vollspuckte. Melissa spuckte natürlich auch gleich zurück. Als wir fertig getrunken hatten kippten sie den restlichen Kaffee zurück in den Topf. Halima bat uns noch ihr Haus zu segnen, was wir auch taten. Dann gingen wir wieder zurück und schliefen.
Am nächsten Tag warteten wir auf Jan und Martin. Die Anderen gingen noch zu einer Farm und an die Wasserstelle um dort zu beten. Ich blieb währenddessen bei Ingrid, der es nicht gut ging. Gegen Mittag waren die Anderen dann mal kurz da und auch gleich wieder weg, weil sie sich waschen wollten. So war ich fast den ganzen Tag allein mit Takele im Lager. Am Abend wollten wir ein Fest für die Hamar machen. Kurz bevor es losging, kamen Jan und Martin an. Wir freuten uns riesig. Nachdem Jan noch eine kurze Predigt gehalten hatte, assen die Hamar den Mais, den wir ihnen Geschenkt hatten. Diesmal war ich der einzige, der sich unter die Hamar gemischt hatte, der Rest feierte Takeles Geburtstag. Wieder waren alle Hamar nach Geschlecht und Alter aufgeteilt. Ich fragte Halima zu welcher Altersgruppe ich mich setzen sollte. Sie war richtig begeistert, dass ich so weit dachte. Einer der Jungs, mit denen ich herumsass fing an mit mir zu tanzen. Wir hüpften gemeinsam auf einige der Mädchen zu. Wahrscheinlich war der Zeitpunkt nicht so günstig, denn eine gab mir einen kräftigen tritt in meine Eier. Es war lustig. Wir waren alle am lachen. Nachdem wir noch ein bisschen im Lager herumsassen machten sich Martin und ich wieder auf, weil wir die Jugendlichen tanzen höhrten. Wieder waren wir intergriert, aber diesmal mussten wir nichtmal was bezahlen, wie bei der Tanzsession, die sie extra für uns gemacht hatten. Erst jetzt wurde mir die verblüffende Ähnlichkeit mit einer Disko bewusst. Manche waren einfach nur zum tanzen da, manche suchten sexuelle Befriedigung. Es gab einige Jungs die den Takt angaben. Zwei Mädchen reizten erst auf und liessen die Jungs dann abblitzen. Was mich allerdings beeindruckte war, dass sogar sehr junge Jungs und Mädchen voll mit intergriert waren. So gegen Zwölf wurde die Musik dann ruhiger und der Tanzstil enger und individueller - So eine Art Stehblues. Da haben wir uns dann aber nicht mehr so eingeklinkt und gingen zu Bett.

 

Jan's Tour

Am nächsten Morgen brachen wir auf. Unter strömendem Regen bauten wir unsere Zelte ab. Jan meinte, dass das hier nicht mehr nur Regen, sondern eine Klimaveränderung währe. Ich dachte nur, dass wir das erst Team sind, dass sich hier komplett erkältet. Nunja, wenn es auch anstrengend war, kamen wir doch los. Auf der Fahrt blieb ein Jeep voll im Sand stecken. Wir versuchten ihn mit dem anderen Jeep rauszuziehen, was aber nicht funktionierte, weil wir keine Seile hatten, die stark genung dazu waren. Nachdem wir lange probiert, viel Sand mit den Händen unter den Reifen rausgegraben und total dreckig waren, schafften wir es dann endlich indem wir alle gemeinsam schoben. Das war vielleicht eine Aktion, aber die Fahrt ging endlich weiter.
Unser Ziel war Dus, ein Dorf des Stammes Karo. Das Dorf war auf einem Hügel und es sah dort sehr trocken aus. Die Runden Holzhütten, kannten wir ja schon, aber zusätzlich stand neben fast jeder Hütte noch ein Bienenstock und die Hütten waren auch nicht zweistöckig gebaut wie bei den Hamar. Die Menschen hier sind den Hamar schon ähnlich, aber sie sind viel grösser, vor allem die Frauen. Die Meisten haben einen Nagel als Piercing an der Unterlippe. Von den Karo gibt es nur noch zirka dreihundert Leute. Dus ist sehr touristisch geprägt. Alle fragten uns nach Fotos, Seife, Geld, T-Shirts, BHs und Wasserflaschen. Wir schauten uns das ein Bisschen an und fuhren etwas weiter an einen Zeltplatz unter einigen Bäumen am Omofluss. Dort stellten wir unsere Zelte auf. Dann begannen wir eine Ziege zu schlachten. AnnMarie schnitt ihr die Kehle durch. Sie war mehr oder weniger begeistert von dem ersten Tier, dass sie geschlachtet hatte. Nachdem die Einheimischen das Tier ausgenommen hatten steckten sie die einzelnen Teile auf Holzstecken um ein grosses Feuer herum. Spät am Abend waren sie dann endlich durch und wir konnten essen. Dann ging es ins Bett.
Am nächsten Tage machten wir uns dann in Karodorf auf und erzählten den Menschen von Jesus. Sie erzählten uns, dass sie ihn schon kannten, weil hier vorher schwedische Missionare waren. Aus irgendeinem Grund, den wir nicht herausfinden konnten, waren die Missionare vor einigen Jahren gegangen. Desshalb waren alle ziehmlich down. Sie meinten danach, dass unser Antreffen gerade das war was sie gebraucht hatten. Es war sozusagen eine Bestätigung, dass Gott sie nicht mit den Schweden verlassen hatte. Wir luden sie am Abend noch zum Ziegenessen ein und Jan nahm einige mit zur Fotosession. Takele war erstaunt, weil er wusste, dass die Karo normalerweise alles nur für Geld machen und auch oft klauen. Sie sind von den Touristen schon negativ beeinflusst worden. Doch weil wir ihnen diese gute Nachricht gebracht hatten, verlangten nicht einmal Geld für Jans zeitaufwändige Fotos. Das Fest am Abend war noch schön. Wir sangen ein paar Lieder und Melissa und Sonja predigten. Danach sangen sie noch für uns.
Am Tag danach wurde das Wasser knapp und einige gingen mit dem Jeep Wasser holen. Martin und ich wollten zu dem Stamm auf der anderen Flussseite. Kala, Takeles Schüler von den Hamar, begleitete uns. Erst liefen wir ein Stückchen Flussabwärts und fanden ein Boot aber keinen Besitzer. Als wir zurück in unser Lager gekommen waren, sahen wir, dass alle Karo gerade für zwei Frauen von "National Geographik" tanzten. Nachdem sie fertig waren, holte uns einer von ihnen sein Kajak um uns auf die andere Seite zu bringen. Ich fuhr zuerst. Mir war schon ganz schön mulmig zumute, als ich in dem zirka vier Meter langen und gerade mal beckenbreiten Kajak sass. Der Bootsführer stand auf der anderen Seite und ruderte mit einem langen Stock. Es schaukelte ganz schön hin und her. Als ich dann drüben allein im Sand sass wollte Martin rüber, aber weil er zu breit war, klappte es nicht. Also musste ich erstmal wieder zurück und der Karo holte ein grösseres Kajak. Das dauert ungefähr drei Stunden. Als wir dann endlich auf der anderen Seit waren, trafen wir ein paar Leute - Die Bordi. Sie waren zierlicher gebaut als die Karo und hatten den Hals voller Ketten. Auch sie waren sehr freundlich und schüchtern. Wir fuhren bald zurück, weil wir keine Zeit mehr hatten bis ins Dorf zu gelangen. Es war zu weit weg. Danach gingen wir noch ein ganzes Stück mit den Anderen auf der Flussseite, wo unser Kamp war, entlang. Bald kamen wir an einen Platz von dem aus wir Krokodile auf einer Sandback sitzen sahen. Gleich daneben gingen wir im Fluss baden und planschten herum. Das war das erste mal, dass wir in einem Fluss zusammen mit Krokodilen badeten. Als wir damit fertig waren, versuchte Andi noch mit dem Gewehr unseres Freundes Lale, der ein Karo und auch Christ ist, ein Krokodil abzuschiessen. Er hat es nur knapp verfehlt.
Am nächsten Tag brachen wir die Zelte ab und fuhren an einen anderen Platz. Von dort überquerten wir als ganze Gruppe den Fluss und wanderten ein ganzes Stück durch einen dichten Wald und eine Steppenlandschaft bis zu einem Dorf des Quako-Stamm. Dort predigten Andi, Melissa und Sonja. Die Leute nahmen ihre Botschaft gerne an. Wir merkten allerdings, dass sie doch nicht so unerreicht waren, wie wir gedacht hatten, denn sie sagten nach jedem zweiten Satz von Andi alle laut im Chor Amen. Nachdem Jan seine Fotosession beendet hatte, gingen wir wieder zurück. Wieder hatten wir eine Ziege geschlachtet, aber diesmal schnitten wir sie klein und kochten sie. Jan meinte er habe noch nie so gut auf Outreach gegessen.
Am nächsten morgen brachen wir nach Jinkah auf. Als wir ankamen schauten wir uns noch bisschen die gepflegte, touristische Stadt an. Ich lief so durch die Stadt und freundete mich gleich mit einigen Jugendlichen an, die dann die ganze Zeit mit mir rumliefen. Später schloss sich uns noch Melissa an. Wir waren noch auf dem Markt und trafen einen weissen Mann der schon seit drei Monaten unter den Morsi wohnte, einem Stamm mit Holzscheiben in den Lippen. Alle gemeinsam assen wir noch und übernachteten in einem Hotel. Dort habe ich den Armreif beim Duschen verloren, den mir das Mädchen aus Turmi geschenkt hatte.
Am nächsten Tag fuhren wir zurück. Eigendlich wollten wir an diesem Tag im dritten Karodorf predigen. Wir mussten jedoch bis um eins warten bis es endlich Diesel gab und unsere Fahrer auftanken konnten. So kamen wir am späten Nachmittag endlich im dritten Karodorf an. Aber es war gerade niemand da. Desshalb fuhren wir weiter nach Dus. Wir hatten wenig Zeit und beschlossen unser ganzes Gepäck aufgeschnallt zu lassen. Wir waren über Nacht bei Lale, der uns schon die ganze Zeit begleitete, zu Gast. Er gab uns sogar ein Schaf, dass Melissa schlachtete und zusammen mit den Karo für uns ausnahm. Auch wenn es teilweise etwas zäh war, konnte man es trotzdem gut essen. Als wir damit fertig waren schliefen ein paar Leute in den Jeeps, wir Anderen in Lales Hütte. In der Hütte wurde über Nacht sehr kalt. So mussten wir alle eng zusammenrücken und uns die wenigen Schlafsäcke, an die wir noch rankamen, teilen. Weil alle, ausser Martin und ich auf der gegenüberliegenden Hüttenseite schliefen, war es dann doch auf der Seite wo Martin nicht lag etwas kalt.
Am nächsten Morgen mussten wir mit entsetzen feststellen, dass unser Jeep einen Platten hatte. Entgegen allen Befürchtungen, war der Reifen dann doch schnell ausgewechselt und wir konnten weiterfahren. An unserem nächsten Ziel, einer Missionsstadtion mussten wir den Fluss mit einem Metallboot überqueren. Die Missionare mussten kurz zuvor aus irgendeinem Grund die Stadtion verlassen. Sie hatten hier über dreissig Jahre gearbeitet, was man auch sah. Die Leute waren alle sehr westlich gekleidet. Auf der Stadtion selbst standen ein grosser Wasserturm, ein Windrad, ein Motorboot, einige Jeeps und sogar mehrere Motorräder. Wir waren hin und weg und wunderten uns von wem die Missionare das Geld dafür bekommen hatten. Als wir alles gesehen hatten, berieten wir was wir jetzt tun könnten. Da es einigen nicht so gut ging, beschlossen wir uns erneut in zwei Gruppen aufzuteilen. Eine Gruppe fuhr zurück nach Trumi um sich auszuruhen. Melissa, AnnMarie, Ingrid, Martin, Jan, Andi und ich machten uns auf nach Omorate, dem wohl südwestlichsten Dorf Äthiopiens an der Grenze zu Kenia und Sudan. Dort bekamen wir erstmal einen Schock, weil sie die Pässe haben wollten und Jan und ich keine mithatten. Wir gaben also einfach die restlichen Pässe zum druchchecken ab und fuhren weiter. Am Abend sollten wir sie dann abholen. Nachdem wir ein Stückchen durch eine Wald gefahren waren, kamen wir in ein kleines Dasanege-Dorf. Die Dasanege sind total arm. Sie leben in kleinen Hütten, die aus Abfall zusammengebaut sind. Die Meisten Dasanege sind krank. AnnMarie, Melissa und ich predigten kurz. Ich glaub ich hab fast noch nie so schlecht gepredigt. Anscheinend wussten sie auch schon einiges über Jesus, aber so richtig tief schien es nicht zu sei. So war es eben auch schwehr etwas passendes für sie zusagen und wir bleiben dann bei Ermutigung und erzählten ihnen auch noch mal was Gott für sie getan hatte. Danach beteten wir noch für alle einzeln unter anderem für Heilung und eine gute Ernte. Auch verarzteten wir noch ein paar Leute so gut es uns mit unseren Mitteln, die wir mithatten möglich war. Dann fuhren wir. Wieder in Omorate angekommen lief alles ganz easy. Wir hatten das besten Hote was im Ort aufzufinden war, was in den dreckigen Zimmern nichts ausser ein Doppelbett hatte. Aber Tiere gab es zum Glück nicht. Nachdem wir noch bisschenwas gegessen hatten, legten wir uns zu Bett.
Am nächsten Tag beglichen wir noch schnell unsere Rechnung und fuhren nach Turmi. Das mit den Pässen hatte geklappt und wir hatten sie ohne Probleme wiederbekommen. Die halbe Strecke stand ich hinten auf dem Jeep, weil ich es unbedingt wollte. Leider erfuhr ich erst später dass man auf der Strasse zwischen Omorate und Turmi ohne weiteres Hundert Kilometer pro Stunde fahren kann. In Turmi warteten die anderen schon auf uns und wir mussten uns von Jan, der nach Addis zurück musste weil bald sein Heimflug war, Susi, der es zu heiss war, und Melissa, die Susi begleitete, verabschieden. Wir übrigen machten uns wieder nach Bita auf.

 

Das Liebesfest

Dort war erstmal Bienenplage. Um unsere Wasserbehälter, die wir am ersten Abend unter einer kräftigen Waschsession am Brunnen aufgefüllt hatten, kreisten die ganze Zeit um die hundert Bienen. Joshua meinte, dass sie rumsponnen, weil ihr Stock ausgelehrt worden war. Auch sonst waren die Bedingungen plötzlich ganz anders. Es war heiss und keine Wolken am Himmel. Tag und Nacht wehte fast druchgängig ein starker Wind, der bei der Hitze echt angenehm war, aber einige Zelte umwarf. Diesmal waren auch viel mehr Krabbelviecher da. Ständig kreisten einem Fliegen um den Körper und landeten mitten im Gesicht. Wenn ich auf dem Boden sass, krabbelten oft Ameisen auf mir herum und manche bissen mich sogar. Am Abend am Feuer kamen die Skorpione angeschossen und rannten ins Feuer.
Unser Dienst war wieder ähnlich wie vorher. Ingrid und Martin verarzteten einige Leute. Wir waren einfach da und hingen mit den Leuten ab. Martin und ich führten das DiskoMinistry, wie wir das abendliche Tanzen mit den Hamar nannten, fort. Am ersten Tag machten wir ausserdem noch einen Ausflug zur Mangoplantage des Hauplings, einem guten Freund von Takele. Am späten Nachmittag luden wir dann die Leute ein und erzählten ihnen die Geschichte von David. Am letzten Abend bevor Takele uns verliess, wir waren gerade drei Tage zurück bei den Hamar, war das sogenannte Liebesfest. Wir kauften zwei Ziegen, die die Hamar dann zusammen mit uns assen. Nachdem Andi in Englisch über die Schöpfung und den Sündenfall geprädigt hatte, wurde der Sternhimmel schwarz und ein kräftiger Sturm, gefolg von einem kurzen aber starken Regen kam auf. Am Horizont sahen wir Rauch aufsteigen der rot leuchtete, wahrscheinlich von einem Feuer hinter den Bergen, dass man nicht sah. Es sah aus wie eine Art Feuersäule. Ich weiss nicht was Gott den Hamar mit diesen Zeichen seiner Macht sagen wollte, aber ich bin mir sehr sicher, dass dieses Ereignis kein Zufall, sodern eine Offenbarung Gottes an die Hamar war. Es passte auch irgendwie, denn kurz bevor das Unwetter vor dem sie alle schnell flüchteten ausbrach, mahnte sie Takele noch, weil sie dem was vorher jemand über die Wahlen gesagt hatte, mehr Beachtung schenkten als Andi's Predigt. Er sagte ihnen, dass das Reich Gottes wichtiger sei als irgendwelche Regierungen.

 

Nur noch Drei

Am nächsten Morgen brachen alle zu einer Evangelisation nach Konzo auf. Nur Sonja, Andi und ich blieben zurück. Für sechs Tage mussten wir nun ohne Auto hier zurecht kommen. Meistens war die Zeit hier auch ganz entspannend, was nicht heisst dass wir weniger machten als vorher. Im Gegenteil. Wir hingen viel herum, erzählten, lasen gemeinsam Bibel und beteten. Wir hatten uns in Takeles halbvertiger Hütte ein Sofa aus Maissäcken gebaut und aus ein paar Steinen einen kleinen Steinzeittisch - Das war unser neues Wohnzimmer. Oft gingen wir dort zum essen, abhängen und erzählen hin. An Wächtern mangelte es auch nicht. Meistens waren Garbo, Argama und Kutschi da.
Schon am zweiten Tag zu Dritt hatten wir unser Brot aufgebraucht und beschlossen nach Turmi zu laufen. Wir nahmen Kutschi, den Sohn von Argama und Halima, als Führer mit. Unterwegs mussten wir einen Fluss durchqueren, der ungefähr zehn Meter breit und der Mitte fast Knietief war. Als wir das letzte Mal an diesem Flussbett waren, denn wir mussten ein Stückchen darin laufen, wenn wir zur Mangoplantage wollten, war es noch völlig ausgetrocknet. Gott hatte also echt Regensegen geschenkt. Nach zwei Stunden waren wir in Turmi angekommen. Wir machten wieder in dem Hotel, in dem wir sonst immer waren Rast und trafen Adam, einen Californier, den wir schon vor ein paar Tagen in Omorate getroffen hatten. Er wollte noch ungefahr zwei Jahre mit einem Rucksack bewaffnet, durch die Welt reisen - den Landweg über Russland und Alaska nach Hause nehmen. Danach hatte er vor ein Buch darüber zu schreiben. Sonja und Andi redeten mit ihm über die Bibel, die er wahrscheinlich wegen Melissa, gerade am lesen war. Auch wenn er jüdisch erzogener Atheist war, hatte er sehr interessante Fragen, die sie ihm zu beantworten versuchten. Ich hatte gerade ganz andere Sorgen. Harergwein, die dieses Hotel so bisschen in der Hand hatte, und Selam, die mir am Anfang den Armreif geschenkt hatte, sassen um mich herum und bewunderten meine Beinhaare und meien Bart. Dann futterten sie mich mit Tschad. Wahrscheinlich war Selam etwas sauer, dass ich ihren Armreif verloren hatte. Den ganzen Tag unterhielten sich die Anderen mit Adam. So gegen um vier beteten wir noch für Harer, die wahrscheinlich Aids hatte und desshalb bald nach Arba-Minch ins Krankenhaus musste. Dann machten wir uns auf den Rückweg. Sonja und Andi waren total Müde und gingen zu Bett. Bei mir zeigte das Tschad nun anscheinend seine Wirkung, ich konnte fast die ganze Nacht nicht einschlafen. So ging ich dann nach etwas beten und überlegen noch mit zur Hamardisko. Kutschi war anscheinend sehr zufrieden davon, wie ich mich integrierte. Zusammen mit den kleinsten schickten sie mich dann Zubett.
Am nächsten Tag machten wir eine Wanderung zur Mangoplantage wo uns Ali und Algo einige Mangos gaben. Leider wanderten wir in der prallen Mittagashitze und waren desshalb auch ziehmlich erschäpft, als wir mit den vierzig Mango, die wir gekauft hatten, zurück ins Lager kamen. Am nächsten Tag blieben wir im Lager und genossen die Zeit. In unserem Wohnzimmer sassen wir herum, redeten, lasen Bibel und beteten - Das Übliche. Danach kam Maisa. Sie machte uns ein Feuer und Kaffee, den wir mit ihr und Argama tranken. Anschliessend machte sich uns auf dem Feuer in einem kaputten Tonkrug noch Mais. Danach versuchten wir ihnen zu zeigen wie man Popcorn macht. Leider hatten wir als Ergebinis nur einen Topf mit verbrannten Maiskörnern. Alle lachten über unseren kläglichen Versuch. Nachdem wir gegessen hatten, machten wir uns zum Brunnen auf. Nach dem Waschen machte Andi mit Kutschi Wettkämpfe: Weit- und Hochwurf mit irgendwelchen steinharten Früchten, die an den Dornenstrauchern wuchsen. Weispringen, Wettlauf, Hochsprung und Zielwerfen waren das Nächste. Danach war auch Sonja fertig mit waschen. Wir besuchten noch Kalas Mutter Gardo und seine vielen kleinen Geschwister. Am Abend machten wir uns zu dritt auf zur Disko.
Der fogende Tag war ein Sonntag. Wiedermal brachen wir nach Turmi auf. Wie auch schon das letzte mal, war die Wanderung ein Mix aus reden, Lobpreis, Gebet und Erschöpfung. Ich glaube in der Zeit zu Dritt sind wir mehr gelaufen, als im ganzen restlichen Einsatz. In Turmi angekommen, machte Sonja Harer ein Geschenk und wir assen. Diesmal hatten sie zum Glück kein Tschad, dass sie mir hätten anbieten können. Wir spielten mit den Kindern, unterhielten uns mit einigen Kanadiern und ihrem Fremdenführer, der bis vor einigen Jahren noch Christ war und überlegte wieder umzukehren. Wir hatten dann ein paar Probleme zurück zukommen. Ein Mann hatte uns angeboten uns zu fahren. Weil aber gerade ein Hochzeit war, wurde sein Auto benutzt. Als es dann langsam dunkel wurde berieten wir mit Kuschi und Halima, was wir tun könnten. Halima machte sich Sorgen um uns und liess uns nicht im Dunkeln gehen. Zum Glück fuhr uns dann ein Mann, der auch Christ war für fünfzig Birr nach Bita. In der Nacht hörten wir noch einige Mädchen laut singen und lachen.

 

Die Anderen kommen zurück

Am Tag danach ging nicht viel. Wir warteten den ganzen Tag auf die Anderen. Nebenbei blödelten wir natürlich noch fleissig mit Garbo und Kutschi herum, wie wir es immer taten und killten ein paar Tunfisch und Ananas-Dosen. Gegen abend war dan endlich das Comeback. Das Auto kam gefahren und es gab erst mal eine fette Umarmungsrunde und danach wollten sie auch schon ins Bett.
Für den nächstn Tag hatte sich Takele vorgenommen nach Demeka zu fahren, um dort ein Gespräch mit einem Regierungsmann zu haben. Die Woche mit dem ganzen Team verlief zum grossen Teil ähnlich wie vorher - Leute verarzten, Lobpreis, Gebet, Bibellesen, Disko und mit Garbo und Kutschi rumalbern. Einmal liefen Melissa, Andi und ich am späten Nachmittag noch mal schnell zur Mangoplantage und holten Mangos. Das war auch wieder so ne Aktion. Kurz bevor es dunkel wurde waren wir zurück. An einem anderen Tag waren Einige nach Turmi gefahren. Sonja wollte eigendlich auch mit, aber irgendwie wurde sie vergessen. So liefen wir einfach nochmal zu zweit hin und fuhren dann wieder mit den anderen Heim. Leider hatten wir Halima die betrunken war und noch eine andere Hamarfrau mit hinten im Auto, wo auch ich sass. Das Auto hatte einige Macken. Es ruckelte. Halima beschwehrte sich dass ihr der Hintern weh tat und wollte sich von uns einen neuen geben lassen. Als wir endlich angekommen waren hatte ich Kopfschmerzen, hatte mich aber zuvor bereit erklährt zu predigen, denn wir hatten noch ein letztes Liebesfest bevor wir fuhren. Zum Glück hat Gott mich in der Predigt über den schmalen und den breiten Weg geleitet. Trotz das es mir nicht mehr nach predigen zu Mute war, wurde sie dennoch recht gut. Heute tanzten die Mädchen mit uns. Der Gesangsstyle war wieder wie bei der Hochzeit, aber diesmal standen wir alle in einem gorssen Kreis. Es lösten sich immer zwei oder drei aus der Gruppe und gingen im Gleichschritt auf die gegenüberliegende Seite und wieder zurück. Die Jugendlichen, die sie so aufgefordert hatten, folgten ihnen auf die gleiche Weise. So ging das einige Male hin und her und wurde immer schneller - Es staubte richtig. Nach der Party waren wir noch bei Gardo eingeladen. Sie gab uns Kaffee und sogar Honig und wir beteten für sie und ihre Söhne.
Am nächsten Morgen ging es dann vom Comeback zum Comming Back, dem Zurückkommen, über. Wir hatten schon alles gepack und fast alle Hamar waren nochmal da um uns zu verabschieden. Man sah richtig wie traurig sie über unsere Abreise waren. Garbo standen die Tränen in den Augen. Die LKW-Gruppe wurde als erstes nach Turmi gefahren. In Turmi warteten wir dann auf eine Isuzu, wie die LKWs hier heissen. Erst gegen drei fuhr er los. So unterhielten wir uns noch eine Weile mit Selam und Stephiera, zwei Prostituierten mit denen wir seit wir das erste mal in Turmi waren immer wieder hier abhingen. Nach einem längern Gespräch mit Melissa bekehrten sie sich. Als wir fuhren, liessen wir ihnen vierhunder Birr da, dass sie ohne Prostitution über die Runde kommen konnten und überlegten uns wie wir sie aus ihrem schlechten Umfeld rausholen könnten. Leider merkten wir erst auf der Fahrt, dass es das Beste wäre sie so schnell wie Möglich nach Addis zu holen, in Joshuas Familie zu intergrieren und auf eine Schule zu schicken. Die Fahrt war staubig. Bis Konzo fuhren wir hitne auf dem vollbeladenen Isuzu mit. Die Fahrt ging bis in die nach hinein. Ich schätze wir kamen so halb neun in Konzo an. Dort hatten wir eine kurze Nacht in einem billigen Hotel und fuhren früh um vier weiter nach Arba-Minch, wo wir dann auch gegen acht ankamen. Die weiter Fahrt war noch unentspannender als der Isuzutrip. In einem 12-Mann Taxi fuhren wir nach Sodo. Sändig hielt es an und es stiegen Leute ein oder aus. Manchmal quetschten sich sechsundzwanzig Leute in das Gefahrt. Als wir in Sodo angekommen waren konnten wir gleich in den Bus nach Schaschamene umsteigen, der ein grosses "Jesus is Lord" an der Vorderseite stehen hatte - Das war unser Bus. Gott hatte malwieder alles perfekt eingefädelt. Super! Ungefähr um zwölf erreichten wir schon Schaschamene und setzten uns erst mal erschöpft in Takeles Haus. Unsere Hintern hatten die ganze Fahrt gelitten. Asaa, Takeles Frau, war überrascht, denn sie hatte uns zeitigstens am Abend erwartet. Wir bekamen gleich Incera von ihr und später. sogar noch selbstgemachten Kaffee und Plätzchen. Dann machten wir uns in unsere Unterkunft auf und warteten auf die Jeepgruppe, die am späten Nachmittag eintraf. Viel passierte hier nicht mehr. Wir begrüssten unsere Freunde und hatten noch ein Abschiedsessen mit Takele. Am zweiten Abend reparierten Josh und ich einige Wasserhähne, die standig liefen. Wir mussten auch noch einen Brief an Selam und Stephiera schreiben, um ihnen zu sagen, dass sie nach Addis kommen sollten.
Am nächsten Morgen gab ihn Josh dann jemandem mit nach Turmi und wir konnten nur noch hoffen und beten, dass alles glatt gehen würde und sie in ein bis zwei Wochen noch in Addis eintreffen würden. Die Jeepgruppe machte sich an diesem Morgen nach Addis auf. Susi, Sonja, Melissa und ich blieben noch einen Tag in Schaschamene. Nachdem wir am Abend noch bei Takele waren, machten wir uns mit dem Bus nach Addis auf. Die Busfahrt ging ganz glatt und wir trafen gegen vier am Busbahhof ein. Wir versuchten mit dem Taxi zu Joshs Haus zu fahren, aber irgendwie stimmte die Adresse, die wir hatten, nicht und er musste uns dann doch noch abholen.

 

Die letzten Wochen ...

... waren wir in Addis Ababa. Am Anfang hatten wir wenig Plan was wir hier machen könnten. So hingen wir einfach nur in der Wohnung von Joshuas Familie ab und langweilten uns. Nach einigen Tagen taten sich dann langsam Türen auf. Wir begannen wieder das Waisenheim, dass uns das letzte mal so geschockt hatte, zu besuchen und dort mit den Kids zu spielen. An mehreren Tagen waren wir auch in einem Heim für AIDSkranke Kinder. Dieses Kinderheim war schon wesentlich besser. Die Kinder waren nicht so krank, wie die die wir vorher gesehen hatten. Es waren genug Betreuer da und auch das ganze Gelände war sehr gepflegt. Wir hoben einige Babys hoch und spielten auch mit den anderen Kindern. Sie freuten sich sehr darüber und auch die Pflegerinnen und Nonnen, die dort arbeiteten, waren sehr freundlich.
Ausserdem bat uns Waldemar, ein deutscher Missionar unter Somalis und Moslems an uns etwas über den Islam zu lehren. Wir namen seine Einladung gerne an. Einen Tag lehrte er uns, einen Tag sein freund Tomas aus der Schweiz und einen Tag Tesaling, ein ehemaliger Moslem, der sich bekehrt hatte, weil Jesus seine Makaronie vermehrt hatte. Ausserdem gab er uns noch Kopien von einem Handbuch und zwei Videos zum Thema mit. Die Zeit mit ihnen war echt gut. Sie luden uns sogar ofters noch ein mit ihnen auf solamische Weise zu essen. Die Somalies essen alle von einem grossen Teller mit der Hand, Frauen und Männer getrennt. An einem Abend kochte Schinsie, eine Somalin, für uns Reis mit Fleisch. Das war echt lecker.
Sonst währe rein Dienstlich noch zu sagen, dass wir noch ein anderes Weisenhaus aufgesucht hatten, was schon viel gepflegter war als das Erste. Die meisten der Kinder waren bereits adoptiert und mussten nur noch ein paar Wochen warten abgeholt zu werden. Wir waren fast die ganze Zeit damit beschäftigt die Babys auf dem Arm zu halten, was ihnen anscheinend gefiel. Wenn wir sie wieder zurück in ihr Bettchen legten, fingen sie meistens an zu heulen. Mann hatte eigendlich fast nur eine Chance das zu umgehen, wenn man die Kleinen vorher zum einschlafen brachte. Da ich das erste mal in meinem Leben Babys in der Hand hielt, stellte ich mir anfangs noch etwas plump an, war aber bald so weit, dass die meisten Babys auf meinem Arm einschliefen - echt drollig. Im oberen Stockwerk des Hauses wohnten vier freiwillige, deutsche Helfer, drei Jungen und ein Mädchen. Wir hatten uns natürlich gut mit ihnen angefreundet und sie luden uns bevor wir wieder gingen noch bei sich zum Mittagessen ein.
Ansonnsten gingen wir zwar schon das ein oder andere Mal Essen oder Shopping, aber die meiste Zeit war zumindest ich bei der Familie. Mir machte es Spass mit Lamrut, Hanna, Birgey und Orange (wie ihr name auf Amarek hiess, hab ich vergessen) abzuhängen und so gut es möglich war zu erzählen. Ich hab dadurch einiges Amarek gelernt, auch wenn die meisten Wörter nicht unbedingt sehr wichtig waren: Wie ebd (verrückt) und tankulenia (frech). Auch Redait zog micht immer mal hinter sich her und wir spielten zusammen Pinnball. Auch Melissas Geburtstag viel in diese Zeit und wir gingen ins Scharaton essen. Einmal waren wir auch in einem Schwimmbad und danach nohc in einem Somalischen Restaurant.
Einige Tage vor unserer Abreise, wurde Israel in einen Unfall mit zwei Kleinbussen, drei Taxis und einem LKW verwickelt. Er und noch ein anderes Mädchen waren die einzigen überlebenden. Er musste sich noch etwas auskorieren und wurde ständig von irgendwelchen Leuten besucht. Vor seinem Zimmer war ständig eine Warteschlange.
So ging unsere Zeit dem Ende zu. Mir viel es schwer die Familie, die uns so herzlich aufgenommen hatte, wieder zu verlassen. Aber es nützte nichts. Unser letzter Tag war ein Sonntag. In der Nacht um zwei fuhren wir mit dem Taxi von Joshs Freund Kuko zum Flughafen und mussten uns von den Beiden verabschieden. Ich glaube Josh wird uns, wie wir ihn, vermissen. Er ist in dieser Zeit wie ein Bruder für uns gewurden, und in Afrika sagst du das nicht einfach als christlichen Spruch, sondern du weiss hier was das wirklich bedeutet. Nicht nur ein guter bekannter aus der Gemeinde. Nein! Ein richtiger Bruder.

 

Kairo

Von um fünf bis halb acht ging unser Flug nach Cairo, wo wir noch einen Tag verbringen wollten. Bein Einchecken gab es vorerst ein paar Probleme, weil wir noch Visas besorgen mussten. Das hatten wir dann aber schnell geklehrt und uns jeder ein anderthalb monatiges Visa besorgt. Mike, ein Jmemer von Cairo hatte schon auf uns gewartet und wir fuhren zum Kingskidsbüro, wo eine Frau names Eba schon auf uns wartete und wir Frühstücken konnten. Medat, der Leiter kam bald um uns die Stadt zu zeigen. Die Stadt ansich ist sehr grün und gepflegt. Es gibt viele Polizisten und eine gute Verkehrsordnung. Allerdings gibt es auch viele Slums und unfertig gebaute Häuser. Die Straßen sind meist sehr überfüllt. Wir fuhen zu den Pyramiden und zur Sphinx, wo wir auch noch Kamelreiten konnten. Danach machten wir uns noch zu einem Papyrusmuseum auf und lernten wie aus der Papyruspflanze Blätter hergestellt werden. Als wir das gesehen hatten, gingen wir in ein Restaurant im "All you can eat"-Byfet-Style. Das essen dort war lecker und wir fuhren zum ausruhen erstmal wieder zurück zum Kingskidsbüro. Am Abend machten wir dann noch eine Bootsfahrt auf dem Nil und gingen in ein Restaurant Ägyptisch essen. Danach waren wir schlapp und gingen zu Bett. Am nächsten Morgen ging es ins Flugzeug nach Frankfurth und mit dem Zug zurück nach Herrnhut. Unterwegs trafen wir sogar einen "Engel". Andre, ein Sechzehnjähriger, hatte eine Tasche voll Schokolade, die er mit uns teilte.

 

Nachwort

So ging der Einsatz in den Süden zu Ende. Im nachhinein kann ich nur sagen, dass es gut war. Klar hatten wir oft Probleme im Team. Es war nicht leicht. Manchmal hätte ich einfach davonlaufen können. Manchmal hat mich einfach alles angekotzt. Oft musste ich mich zusammenreissen einige Leute im Team trotz ihrer Macken immer noch zu lieben und wertzuschätzen. Manchmal gelang mir das auch nicht. Es gab auch oft Zeiten, wo ich einfach nicht wusste was ich denken oder fühlen sollte - wo Leute mir den Kopf verdrehten. Oft wusste ich nicht was ich tun sollte oder was das, was ich tat, für einen Sinn machte. Aber Gott lehrte mich Geduld; Geduld mit den Menschen; Geduld mit dem Team; Geduld mit mir. Auch vom Dienst her kann ich so wenig sagen. So viel haben wir getan, was rein menschlich wenig Unterschied macht, was ein Tröpfchen auf den heissen Stein ist. Aber ich bin mir sicher, dass Gott viele Menschen durch uns berührt hat. Nicht in erster Linie durch unsere Hilfsarbeit oder durch weise, hochgeistliche Worte. Nein! Wir haben den Menschen Liebe geschenkt, Achtung und Wertschätzung, Zuwendung und Zeit. Wir haben ihnen nicht irgendwelche christlichen Doktrien, sondern einfach nur Jesus gebracht, ihnen gezeigt wie sehr er sie liebt. Ich glaube das, was wir dort gesäht haben ist Hoffnung und das ist doch einfach viel mehr Wert als sagen zu können, dass man Plan hatte und seine guten Taten aufzählen zu können. Soviel habe ich in dieser Zeit gelernt und erlebt, dass ich es gar nicht alles erfassen oder gar aufschreiben kann. So viel ist klar: Ich bin nicht mehr der Selbe. Das was ich gesehen und erlebt habe hat mich geprägt und wird mich auch das ganze Leben begleiten - egal wo ich bin oder wohin ich noch alles gehen werde.